Keine Fabrik zu verkaufen
Archivmeldung vom 26.05.2005
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Freigeschaltet durch Michael DahlkeTürkei: Betriebsblockade im Aluminiumwerk Konya gegen geplante Privatisierung. Junge Welt, berichtet
Die Auseinandersetzung um die geplante Privatisierung einer Aluminiumfabrik im türkischen Konya eskaliert. 48 Arbeiter und ihre Angehörigen wurden verletzt, als sie am Montag potentielle Käufer der Seydisehir Aluminium-Fabrik an einer Betriebsinspektion hinderten.
Über 5000 Polizisten und Militärs sowie mehrere Panzerwagen waren nach einem Bericht der Tageszeitung Turkish Daily News im Einsatz, um den Inspektoren den Weg zu bahnen. Sie setzten Wasserwerfer, Hunde, Tränengas und Knüppel gegen die Arbeiter ein. Nach der Besichtigung von lediglich zwei Teilbereichen des Werkes zogen sich die potentiellen Käufer zurück.
Der Vorsitzende der Metall- und Automobilarbeitergewerkschaft Celik-Is, Muharrem Oguz, nannte den Erfolg einen Sieg aller Arbeiter. Diejenigen, die die Fabrik privatisieren wollen, müßten sich im klaren sein, daß die Arbeiter die Fabrik notfalls mit ihrem Leben verteidigen werden, so Oguz gegenüber der Zeitung The New Anatolian. »Wir haben keine Fabrik zu verkaufen oder Land zu vergeben. Wir werden bis zum Ende kämpfen.«
Während staatliche Stellen die Fabrik als nicht profitabel bezeichnen, hatten die Aluminium-Fabrik im vergangenen Jahr einen Profit von 26,5 Millionen Dollar erwirtschaftet und arbeitet nach Angaben der Gewerkschaft mit einer Auslastung von 104 Prozent.
Unterstützung für das Anliegen der Aluminium-Arbeiter erklärte auch die kemalistische Republikanische Volkspartei CHP als stärkste Oppositionspartei im Parlament. CHP-Sprecher Haluk Coc forderte die Sicherheitskräfte auf, zukünftig auf den Einsatz von Gewalt gegen protestierende Arbeiter zu verzichten.