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Ökonom Flassbeck warnt vor Kollaps des Finanzsystems

Archivmeldung vom 19.09.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.09.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Der Volkswirt und frühere Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, Heiner Flassbeck, hat vor einem Zusammenbruch des gesamten Finanzsystems gewarnt. "Es gibt ein großes Systemrisiko", sagte er gegenüber stern.de, der Online-Ausgabe des Hamburger Magazins.

"Wir haben einfach jedes Gefühl dafür verloren, was ein kalkulierbares Risiko ist und was nicht." Eine solche Situation könne "extreme Folgen nach sich ziehen".

Der Chefvolkswirt der Uno-Konferenz für Handel und Entwicklung UNCTAD prognostiziert eine "dramatische Abschwächung des Wachstums". Die amerikanische Wirtschaft werde "in eine tiefe Rezession abgleiten, wenn sie nicht schon längst tief drinsteckt".

Auch für Deutschland rechnet der Ökonom mit schwerwiegenden Folgen: "In Deutschland war der Aufschwung schon vorbei, als es an den Finanzmärkten erstmals so richtig gekracht hat", sagte er stern.de. "Jetzt spricht alles dafür, dass es noch schlimmer wird."

Kritik übte er in diesem Zusammenhang am Verhalten der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Bundesregierung: "Weder die EZB noch die deutschen Finanzpolitiker haben begriffen, was die Stunde geschlagen hat. Statt vorausschauend die Zinsen massiv zu senken und die Konjunktur mit einem Investitionsprogramm zu schützen, wird stur an der alten Politik festgehalten." So fahre die Wirtschaft vollends vor die Wand.

Als Konsequenz aus der Finanzkrise fordert Flassbeck im stern.de-Interview eine Abschaffung der Rating-Agenturen oder sie einer "gemeinsamen internationalen Kontrolle zu unterstellen". Zudem sollten bestimmte Geschäfte mit sehr komplizierten Finanzmarktprodukten einfach verboten werden.

Quelle: stern

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