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Amabrush stellt Insolvenzantrag

Archivmeldung vom 05.06.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.06.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Bild: Thorben Wengert  / pixelio.de
Bild: Thorben Wengert / pixelio.de

Das Startup-Unternehmen "Amabrush" mit Sitz in Wien hat heute, Mittwoch, beim Handelsgericht Wien Antrag auf Einleitung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Ein Sanierungsplan wird vorgelegt werden.

Auslöser für die Insolvenz ist eine Kampagne des ehemaligen Parlamentsabgeordneten und Politikers der Partei "Jetzt - Liste Pilz" Peter Kolba und dessen privaten "Verbraucherschutzvereines" gegen Amabrush und dessen Mitarbeiter. Aufgrund einer Strafanzeige Kolbas gegen Amabrush und eine ganze Reihe von Mitarbeitern haben Investoren ihre Investitionszusagen vorläufig zurückgezogen. Die damit einhergehende Zahlungsunfähigkeit des Unternehmens führte daher zwangsläufig zum Insolvenzantrag. Betroffen sind 22 Dienstnehmer. Aktiva von rund 500.000 Euro stehen Passiva von 4,5 Millionen Euro gegenüber. Eine Sanierung mit einer Quote von 20 Prozent binnen zwei Jahren wird angestrebt.

Amabrush beschäftigt sich seit Ende 2017 mit der technischen Gestaltung und dem Design einer innovativen elektrischen Zahnbürste samt Zubehör. Gründer Marvin Musialek investierte sein gesamtes Privatvermögen in die Entwicklung des Prototypen sowie die Anstellung der ersten beiden Mitarbeiter.

Da von Anfang an klar war, dass hohe Anlauf- und Produktionskosten erforderlich sein würden, wurde das zunächst erforderliche Kapital überwiegend im Wege des "Crowdfunding" aufgebracht. Unterstützer (oder "Crowdfunder") zahlen an den Projektinitiator kleine bis mittlere Geldbeträge. Falls das Projekt Erfolg hat, erhalten sie im Gegenzug eine Belohnung in Form des entwickelten Produkts. Über die Risiken, auch über die Möglichkeit des vollständigen Scheiterns des Projekts, wurde umfassend aufgeklärt.

Neben der Finanzierungsfunktion haben diese Crowdfunding-Kampagnen Amabrush - aber auch dem interessierten Mitbewerb - gezeigt, dass am Markt eine hohe Nachfrage nach einem solchen Produkt besteht. Für Amabrush ging damit eine, für ein junges Unternehmen untypische, hohe Bekanntheit und hoher Werbewert einher.

37.000 Crowdfunder und Probleme mit Zulieferfirmen

Zusätzlich wurden ab Februar 2018 Einnahmen über einen eigenen Web-Shop lukriert. Interessenten wurden auf www.amabrush.com Kaufverträge angeboten, von denen diese, solange Amabrush keinen definitiven Lieferzeitpunkt nennen konnte, jederzeit zurücktreten konnten und den bezahlten Kaufpreis zurückerhielten.

Die Suche nach einem geeigneten Hersteller nahm wesentlich mehr Zeit in Anspruch als geplant. Aufgrund von erheblichen Abstrichen bei Produktdesign und Funktionalität, die durch die mangelnde Kompetenz der Produktionspartner bedingt war, mussten der ursprüngliche österreichische Kooperationspartner sowie mehrere Sublieferanten ausgetauscht werden. Amabrush entstanden dadurch sehr hohe, ungeplante Kosten.

Aus diesen Gründen kam es zu mehrmonatigem Verzug der ersten Auslieferungen und schließlich im Jänner 2019 zur Beendigung aller Verträge mit dem Zulieferer.

Die Erwartungshaltung bei Kunden war groß. Das Produkt konnte diese zunächst nicht erfüllen. Wegen der erheblichen Lieferverzögerungen verlor Amabrush Vertrauen bei seinen Kunden. Mit Stand 31.05.2019 waren rund 29 000 Zahnbürstensets ("Amabrush Starter Set Basic") ausgeliefert. Die Reaktionen der Kunden auf das Produkt fielen sehr unterschiedlich aus. Die erste fundierte Einschätzung über die Erfolgsaussichten dieser Produktversion war im Dezember 2018 möglich. Die Entwicklung einer zweiten, deutlich verbesserten Version war unabdingbar. Dafür und für den Aufbau von entsprechenden Produktionslinien war frisches Kapital nötig. Die Entwicklungsschritte für die zweite Version der Amabrush begannen daher ebenfalls später als geplant.

Die Anfangsprobleme schienen jedoch bewältigbar. Ebenfalls mit Beginn 2019 begannen erfolgsversprechende Gespräche mit Investoren.

Strafanzeige mit unwahren Behauptungen: Investoren stoppten die Verhandlungen

Allerdings startete Anfang April 2019 der Politiker der Partei "Jetzt - Liste Pilz", Peter Kolba, eine Kampagne gegen Amabrush. Dieser nutzte die Bekanntheit von Amabrush und die technischen Anfangsprobleme, um Geld für seinen von ihm gegründeten Privatverein zu lukrieren - also auch via "Crowdfunding".

Kern der Kampagne Kolbas ist eine Strafanzeige gegen Amabrush. Die breite Berichterstattung über die Strafanzeige war für Amabrush verheerend und kam teilweise einer medialen Vorverurteilung gleich. Der Produktabsatz brach fast vollständig ein und vielversprechende Investoren brachen Verhandlungen mit dem Hinweis auf das Risiko durch die Klagsdrohungen von Kolbas "Verbraucherschutzverein" insbesondere auch auf dem deutschen Markt und dem US-Markt bis zur rechtlichen Klärung der Vorwürfe ab. Die Zahlungsunfähigkeit von Amabrush war die Folge.

Die Passiva betragen rund 4,5 Millionen Euro. Diesen stehen im Moment Aktiva von 500.000 Euro gegenüber. Betroffen von der Insolvenz sind 22 Dienstnehmer. Angestrebt wird eine Sanierung mit einer Quote von 20 Prozent binnen zwei Jahren. Das Unternehmen hofft, im Rahmen des Insolvenzverfahrens die Investoren noch überzeugen zu können. Unter dieser Voraussetzung könnte Amabrush nach erfolgreicher Sanierung fortgeführt werden.

Quelle: Milestones in Communication (ots)

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