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Verdi wirft Real Aufruf zur Denunziation vor - Supermarktkette will fragliche Plakate zurückziehen

Archivmeldung vom 26.02.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 26.02.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
ver.di-Bundesverwaltung, Paula-Thiede-Ufer in Berlin
ver.di-Bundesverwaltung, Paula-Thiede-Ufer in Berlin

Foto: Beek100
Lizenz: CC-BY-SA-3.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Die vor der Zerschlagung stehende Supermarktkette Real sieht sich scharfen Vorwürfen der Gewerkschaft Verdi ausgesetzt: Das Management rufe Mitarbeiter in den Filialen dazu auf, Kollegen zu denunzieren. Entsprechende Plakataushänge habe man "mit Entsetzen zur Kenntnis genommen", schreibt Orhan Akman, Leiter der Verdi-Fachgruppe Einzelhandel, am Freitag in einem offenen Brief an die Real-Geschäftsführung, aus dem die Westdeutsche Allgemeine Zeitung zitiert.

Er fordert darin: "Beenden Sie umgehend Ihre Denunziations-Kampagne." Das Unternehmen reagierte noch am Abend und erklärte, die fraglichen Plakate zurückziehen zu wollen.

Die laut Verdi in den Real-Märkten ausgehangenen Plakate stellen den Mitarbeitern in der Überschrift die Frage: "Faules Früchtchen entdeckt?" Es folgt das Versprechen von Anonymität und die Aufforderung: "Helfen Sie Fehlverhalten und Verstöße bei Real aufzudecken!" Der Ombudsmann oder der Vorgesetzte würden "Ihre Meldung vertraulich und anonym entgegen" nehmen. Um Mitarbeiter zu ermutigen, verspricht Real: "Wir unterstützen Hinweisgeber". Gemeint ist neben dem Schutz der Identität dabei ausdrücklich, dass ihnen auch bei "unbegründeten Meldungen" keine Nachteile oder Sanktionen drohen, heißt es auf dem Plakat.

"Als wären die Belastungen und die Gefahren dieser Corona-Pandemie sowie die Unsicherheit ihrer Zukunft im Unternehmen nicht genug für die Beschäftigten", wettert Gewerkschafter Akman, nun sollten sie sich auch noch gegenseitig überwachen. Ihr Job sei es, "zu verkaufen, zu beraten und zu kassieren - und nicht, Aufgaben und Verantwortung der Polizei zu übernehmen oder Detektiv zu spielen."

Real erklärte gegenüber der WAZ, man habe nach dem Eigentümerwechsel ein eigenes Compliance-Team aufgebaut und einen Rechtsanwalt als Ombudsmann beauftragt, damit die Beschäftigten auch weiterhin die Möglichkeit hätten, "anonym Verstöße gegen die unternehmensinternen Compliance-Richtlinien zu melden". Vor diesem Hintergrund sollten noch einmal alle Beschäftigten mit den Plakataushängen für dieses Thema "sensibilisiert werden". Weil das Plakat aber "leider missverständlich und keinesfalls wie beabsichtigt wahrgenommen" worden sei, habe sich das Unternehmen "dazu entschieden, das Plakat nicht weiter zum Einsatz kommen zu lassen".

Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (ots)

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