Haniel-Chef Schmidt rechnet mit Verkauf des Metro-Aktienpakets an Kretinsky
Archivmeldung vom 16.09.2019
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Freigeschaltet durch André OttDer Duisburger Beteiligungskonzern Haniel steht vor einem tiefgreifenden Umbruch. Nach Jahren des Schuldenabbaus und der Konsolidierung wolle das Familienunternehmen wieder verstärkt Firmen kaufen und erstmals allein eine halbe Milliarde Euro über Fonds in junge Unternehmen investieren, kündigte der neue Haniel-Chef Thomas Schmidt im Interview mit der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung an.
"Wir wollen nach 263 Jahren ein ganz neues Kapitel in der Haniel-Geschichte schreiben", sagte Schmidt. Zur neuen Strategie gehöre, dass Haniel wieder "proaktiv" auf die Suche nach Unternehmen gehe. Im Visier habe Haniel dabei Übernahmekandidaten aus den Bereichen Gesundheit & Wohlbefinden, Kreislaufwirtschaft, Klimawandel sowie Robotik & Automatisierung.
Um die neue Strategie umzusetzen, will Schmidt die Beteiligungsholding völlig umbauen und "straffen". Der Haniel-Chef kündigte an, dass im Rahmen der Neuausrichtung ein Drittel der bislang 180 Arbeitsplätze in der Zentrale in Duisburg-Ruhrort wegfallen solle. Auch die konzerninterne Digital-Schmiede Schacht One auf der Essener Zeche Zollverein soll schrumpfen. "Wir sind gerade mit dem Betriebsrat in Verhandlungen, um einen möglichst sozialverträglichen Weg zu gehen", sagte Schmidt.
Zur geplanten Neuorganisation gehört laut Schmidt zudem ein Wechsel an der Spitze des Aufsichtsrats. Im Frühjahr 2020 will Franz M. Haniel den Vorsitz an die Beteiligungsexpertin Doreen Nowotne abgeben, die schon jetzt im Aufsichtsrat sitzt. Damit wird die über 700-köpfige Familie Haniel erstmals nicht mehr den Chef des Aufsichtsrats stellen.
Schmidt erwartet, dass der tschechische Milliardär Daniel Kretinsky seine Call-Option zieht und den 15,2-Prozent-Anteil der Haniel-Gruppe am Handelskonzern Metro übernimmt. "Daniel Kretinsky hat weiterhin seine Call-Option, dieses Aktienpaket zu übernehmen. Wir gehen fest davon aus, dass es auch zum Tragen kommen wird", sagte Schmidt der WAZ. Damit besäße der Geschäftsmann mehr als 30 Prozent an der Metro und müsste ein neues Übernahmeangebot machen. Mit seiner ersten Offerte war Kretinsky im Sommer am Widerstand der Großaktionäre Beisheim-Holding und Meridian-Stiftung gescheitert.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (ots)