Von Bechtolsheim: Erste Anzeichen einer Spekulationsblase im Silicon Valley
Archivmeldung vom 04.12.2014
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAndreas von Bechtolsheim (59), der Mitgründer, Chief Development Officer und Chairman von Arista Networks, einem börsennotierten Hersteller von Netzwerkschaltern im kalifornischen Santa Clara, äußert sich in einem Interview kritisch über das derzeitige Investitionsklima im Silicon Valley: Der Deutsche sieht erste Anzeichen für eine Spekulationsblase. "Die Stimmung ist etwas euphorisch", sagte er dem Hamburger Wirtschaftsmagazin BILANZ.
"Es gibt Indizien, die nachdenklich machen, zum Beispiel die Zahl der Firmen, die mit über einer Milliarde Dollar bewertet sind oder die für mehrere Milliarden Dollar aufgekauft wurden, obwohl der Geschäftserfolg noch weit in der Zukunft liegt." Es werde in diesem Jahr "mehr Wagniskapital investiert als je zuvor" mit Ausnahme der Jahre 1999 und 2000, kurz bevor die erste Spekulationsblase der sogenannten New Economy platzte.
Aufgrund der teilweise stark überhöhten Unternehmensbewertungen würde es für immer mehr Wagniskapitalgeber (Venture Capital) unmöglich, überhaupt noch gute Geschäfte zu machen: "Schätzungsweise 80 Prozent aller Venture-Profite werden von den 20 bekanntesten Beteiligungsfirmen realisiert, obwohl es in den USA über 800 solcher Firmen gibt. Venture Capital ist ein unglaublich schwieriges Geschäft: Wer keinen Zugang zu den besten Deals hat, der kann kaum Geld verdienen, außer, er landet einen Glückstreffer." In den USA, so von Bechtolsheim gegenüber BILANZ, würden jedes Jahr ungezählte Firmen mit Wagniskapital finanziert, "die Hälfte davon allein im Silicon Valley. Aber von tausend Firmen werden vielleicht nur zehn sehr erfolgreich". Dies entspreche "einer Trefferquote von einem Prozent".
Von Bechtolsheim, der laut BILANZ über ein geschätztes Vermögen von 4,1 Milliarden Euro verfügt, hat selbst in etliche Unternehmen investiert, darunter auch in das Berliner Software-Unternehmen Number Four. Seine Erfahrungen mit der deutschen Bürokratie haben ihn jedoch ernüchtert. "Die Komplexität, in eine deutsche Firma zu investieren, war so hoch, dass ich das nicht wieder machen werde: Zur Beglaubigung jeder Unterschrift musste ich zum Generalkonsulat nach San Francisco fahren. Das ist im heutigen Zeitalter, wo alles andere elektronisch geht, etwas seltsam und ein Grund, dass amerikanische Investoren sich nur selten an deutschen Start-ups beteiligen."
Quelle: BILANZ (ots)