Niedersachsenmetall warnt vor "tickender Zeitbombe" bei Insolvenzen
Archivmeldung vom 03.04.2021
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 03.04.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićNiedersachsenmetall-Chef Volker Schmidt warnt vor drastisch steigenden Insolvenzzahlen in der Wirtschaft. Im Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ) sagte er: "Dass die Bundesregierung mit Tunnelblick das wachsende Insolvenzrisiko vieler Betriebe offenkundig ausklammert, bereitet mir mittlerweile große Sorge."
Schmidt weiter: "Durch die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht wird das Problem im Grunde genommen nur kaschiert. Faktisch tickt hier eine Zeitbombe, und das Risiko, dass sie hochgeht, wird von Tag zu Tag größer." Das könne auch Auswirkungen auf das Finanzsystem haben, warnt Schmidt weiter. "Wie viele faule Kredite schlummern in den Bilanzen der Banken? Und haben die Banken dafür ausreichend Rückstellungen gebildet? Diese Fragen werden derzeit überhaupt nicht diskutiert. Das ist beunruhigend, denn sie betreffen mindestens das gesamte europäische Finanzsystem."
Grundsätzlich ist Schmidt mit dem Corona-Kurs der Bundesregierung unzufrieden. Für die Androhung einer Testpflicht für Unternehmen zum Beispiel hat er kein Verständnis. "Es ist schon bemerkenswert, wie die Bundeskanzlerin die umfangreichen Maßnahmen ignoriert, die die Unternehmen selbst und zu hohen Kosten ergreifen. Ich denke, die CDU/CSU muss höllisch aufpassen, dass der Keil zwischen Bundesregierung und Wirtschaft durch Forderungen wie eine Testpflicht nicht noch größer wird, als er ohnehin schon ist."
Die vorgesehenen kommunalen Modellprojekte in Niedersachsen hingegen lobt Schmidt. Das sei der richtige Weg. "Das ist ein mutiges Unterfangen, aber es wird extrem wichtige Hinweise darauf geben, wie eine umsichtige Lockerungsstrategie aussehen kann. Wenn Frau Merkel diesen Modellprojekten jetzt einen Riegel vorschieben will, wäre das bedauerlich, würde aber zum planlosen Agieren der Bundeskanzlerin passen."
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)