Banken-Professor Gerke kritisiert Commerzbank-Boni
Archivmeldung vom 21.02.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAuch der Banken-Professor Wolfgang Gerke kritisiert die geplanten Boni bei der Commerzbank scharf. "Der Steuerzahler fragt sich, wann er seinen Bonus in Form von Staatshilfen zurückbekommt", sagte Gerke den Zeitungen der WAZ-Mediengruppe. Zwar sei es schwierig, möglicherweise zugesicherte Boni nicht zu zahlen. Doch sei es noch problematischer, Boni ohne konkrete Verpflichtungen auszuschütten, wenn nicht zuvor Staatshilfen zurückgezahlt würden.
Gerke erteilte zudem der Argumentation eine Absage, ohne Boni verlöre die Bank ihre besten Mitarbeiter.Denn: "Aus Marktsicht bedeuten die Staatshilfen Wettbewerbsverzerrung. Ohne diese würde die Commerzbank, zumindest in ihrer jetzigen Form, nicht mehr existieren". Das Institut habe "unfaire Konditionen" gegenüber der Konkurrenz gehabt.
Commerzbank plant Rückzahlung der Staatshilfen bis zum Sommer
Die Commerzbank will noch im ersten Halbjahr einen möglichst großen Teil ihrer 16,2 Milliarden Euro Staatshilfen zurückzahlen. Dem Nachrichtenmagazin "Focus" zufolge hoffen Optimisten innerhalb der Bank sogar auf einen Termin Mitte April: "Die Eier werden vielleicht schon Ostern gelegt", hieß es in Bankenkreisen. Realistischer erscheint laut dem Magazin den Verantwortlichen indes eine Rückzahlung bis zum Sommer. Grund sind offenbar die zeitlichen Hürden, bis auch Bundesregierung und EU-Kommission dem Ausstiegspaket zugestimmt haben.
Die Commerzbank will sich nach "Focus"-Informationen die erforderlichen Finanzmittel über mehrere Einzelmaßnahmen beschaffen: Commerzbank-Chef Martin Blessing ließ gegenüber anderen Bankern durchblicken: "Es wird keine Blume, sondern ein ganzer Strauß." Unterdessen droht der Streit um die geplante Sondervergütung der 30.000 übertariflich bezahlten Angestellten zu eskalieren. Zwar hat sich die Bank laut dem Magazin längst die hierfür nötigen Finanzmittel - einige hundert Millionen Euro - vom Staat genehmigen lassen. Innerhalb der Bank wird aber befürchtet, dass sich Politiker im Wahljahr 2011 nicht an ihre Zusage halten könnten. Die Sorge ist, dass Politiker die von der Commerzbank beabsichtigte variable Vergütung als Chance zu einem populistischen Rundumschlag gegen die vermeintlichen "Bonus-Banker" nutzen könnten. "Wir werden unser Vergütungssystem mit Löwenklauen gegen staatliche Eingriffe verteidigen", sagte ein Commerzbanker.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung / dts Nachrichtenagentur