Zwei Drittel der Kliniken in Deutschland rechnen mit Verlusten in diesem Jahr
Archivmeldung vom 29.12.2020
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 29.12.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch André OttDie Corona-Pandemie hat die ohnehin schon angespannte finanzielle Situation der Kliniken in Deutschland noch einmal drastisch verschärft. So rechnen zwei Drittel aller Betreiber in diesem Jahr mit Verlusten. Das geht aus dem aktuellen Krankenhaus-Barometer des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) hervor, das dem Tagesspiegel vorliegt.
Demnach beurteilen nur noch 18 Prozent der knapp 2000 Kliniken mit ihren 1,3 Millionen Mitarbeitern ihre aktuelle wirtschaftliche Lage als gut. Der Studie zufolge hatte die Pandemie nicht nur Auswirkungen auf die Allgemein- und Intensivstationen, sie betraf auch die OP-Bereiche. In der ersten Pandemiewelle von März bis Mai 2020 sank die Zahl der stationär durchgeführten Operationen demnach im Schnitt um 41, die der ambulanten Eingriffe gar um 58 Prozent. Allein für diesen Zeitraum betrugen die Erlösverluste der betroffenen Kliniken etwa 2,5 Millionen Euro pro Haus.
Niemals vorher hätten sich so viele Krankenhäuser vor wirtschaftlichen Problemen gesehen wie in diesem Jahr, sagte Gerald Gaß, der Präsident der Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG), dem Tagesspiegel. Die Verantwortlichen dürften es "nicht zulassen, dass Kliniken in die Insolvenz getrieben werden. "Wir brauchen auch Kapazitäten für Krisenzeiten", sagte Gaß. Bereits 2019 sei mit 44 Prozent fast jede zweite Klinik im Minus gelandet. Seit 2016 sei der Anteil der Krankenhäuser mit positivem Jahresergebnis von 61 auf nun gerade mal 29 Prozent gesunken.
Ein weiteres Problem der Krankenhäuser ist der Fachkräftemangel. Dem DKI-Barometer zufolge betrifft dieser zunehmend auch die Operationssäle. Im Jahr 2020 konnte demnach fast jede zweite Klinik offene Stellen im nicht-ärztlichen OP- und Anästhesiedienst nicht besetzen. Bundesweit seien hier inzwischen 3000 Vollzeitstellen vakant.
Quelle: Der Tagesspiegel (ots)