DIW-Chef kritisiert Merz-Vorstoß zu Grenzkontrollen scharf
Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU) stößt mit seiner Ankündigung, im Fall eines Wahlsiegs bei der Bundestagswahl dauerhafte Kontrollen an deutschen Grenzen einzuführen, auf Kritik.
Der wirtschaftliche Schaden von Grenzschließungen dürfte "noch größer
sein als der durch die Strafzölle von Donald Trump auf deutsche
Exporte", sagte der Präsident des Deutschen Instituts für
Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, dem "Handelsblatt".
Dahinter
steht die Sorge, dass Grenzkontrollen Lieferketten gefährden und die
Produktion behindern könnten. Das würde die Wirtschaft "empfindlich"
treffen, warnt Fratzscher. Belastungen entstünden zudem durch eine
Verschärfung des Arbeitskräftemangels, da viele Menschen über die Grenze
zur Arbeit pendelten. "Das Letzte, was die deutsche Wirtschaft jetzt
braucht, ist eine kurzsichtige Politik, die auf dem Rücken von
Unternehmen und Bürgern versucht, im Bundestagswahlkampf zu punkten",
sagte der DIW-Chef.
Auch der Präsident des Groß- und
Außenhandelsverbands (BGA), Dirk Jandura, sieht die Pläne des CDU-Chefs
kritisch. "Einschränkungen der Personenfreizügigkeit, wie von Friedrich
Merz angekündigt, können für den Groß- und Außenhandel Verzögerung und
damit auch Kostensteigerung bedeuten", sagte Jandura dem "Handelsblatt".
Andererseits zeigte der BGA-Präsident auch Verständnis für die
Überlegungen. "Der Schutz des menschlichen Lebens hat immer Vorrang vor
wirtschaftlichen Interessen."
Der Speyrer Staatsrechtler Joachim
Wieland warnte mit Blick auf das von Merz angestrebte "faktische
Einreiseverbot" vor einem Rechtsbruch. Ein solches Verbot für Personen
mit Schutzanspruch sei weder mit dem deutschen Grundrecht auf Asyl noch
mit der Genfer Flüchtlingskonvention vereinbar, sagte Wieland dem
"Handelsblatt". "Das Rechtsstaatsprinzip lässt es nicht zu, sich einfach
über Rechtsnormen hinwegzusetzen, sondern erfordert gegebenenfalls
deren Änderung."
Quelle: dts Nachrichtenagentur