Pflegekräfte denken über Ausstieg nach
Archivmeldung vom 14.03.2018
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Freigeschaltet durch André OttMehr als 50 Prozent der Pflegekräfte in Deutschland denken aufgrund der aktuellen Rahmenbedingungen über den Ausstieg aus ihrem Beruf nach. Dies ergab der erstmals durchgeführte Pflexit-Monitor der PAUL HARTMANN AG, Anbieter von Medizin- und Pflegeprodukten. Das Unternehmen unterstützt nun vom 15. bis 17. März 2018 den Deutschen Pflegetag.
Pflegekräfte empfehlen den eigenen Beruf nicht weiter
Pflegerinnen und Pfleger in Deutschland sind unzufrieden mit ihrer beruflichen Situation, wie der aktuelle Pflexit-Monitor belegt. 54 Prozent der befragten Pflegekräfte gaben an, kürzlich in Erwägung gezogen zu haben, aus ihrer Profession auszusteigen. Hauptgrund ist vor allem der permanente Personalmangel - dies bestätigten fast drei Viertel aller Befragten (72 Prozent) - sowie die generell hohe Arbeitsbelastung (57 Prozent). Nochmals den gleichen Beruf wählen würden lediglich 35 Prozent - 43 Prozent würden anderen Jobs nachgehen. Auch erschreckend: Nur knapp ein Drittel (32 Prozent) würde den Beruf weiterempfehlen.
Zentrales Ziel: Aufwertung des Berufsstands
"Die öffentliche Wahrnehmung für den Pflegebereich ist derzeit sehr hoch. Zu Recht, denn die Ergebnisse der Studie zeigen deutlich, dass der Pflegeberuf in vielerlei Hinsicht aufgewertet werden muss. Die Aussage, dass Pflegekräfte die eigene Profession nicht weiterempfehlen, wird die schwierige Nachwuchsfindung verkomplizieren", so Dr. Chima Abuba, Geschäftsführer von PAUL HARTMANN Deutschland. Chima Abuba führt weiter aus: "Wir stehen alle in der Pflicht. Es ist an der Zeit, den Pflegeberuf in Bezug auf Verantwortung, Gehalt und Ausbildung aufzuwerten. Die neue Bundesregierung plant wichtige Schritte, um die Situation zu verbessern, aber der Weg ist lang und aus unserer Sicht ist Eile geboten, endlich tätig zu werden." Die Vergütung, eine reformierte Pflegeausbildung oder die Akademisierung der Pflege sind nur einige Themen, an denen angesetzt werden sollte. "Der Monitor belegt aber auch: Trotz Problemen übt fast die Hälfte der deutschen Pflegekräfte ihren Beruf gerne aus - dies muss Unterstützung finden", so Abuba weiter. Während in den vergangenen Jahren immer mehr Ärzte eingestellt wurden, stieg die Anzahl an Pflegekräften trotz zunehmender Patientenzahlen nicht im gleichen Maße. Laut Bertelsmann Stiftung könnten bis 2030 rund 500.000 Vollzeitkräfte in der Pflege fehlen.
Die Gleichberechtigung des Pflegepersonals ist notwendig
Oft werden die Pflegekräfte lediglich als helfende Hand des Arztes eingestuft. Sie sind aber, gemeinsam mit den Ärzten, die treibende Kraft bei der Gesundung eines Patienten. "Wir benötigen gleichberechtigte Strukturen innerhalb des Pflegepersonals. Schon heute übernehmen Pflegekräfte viel Verantwortung ohne die Anerkennung zu erhalten, die sie verdienen", erklärt Raimund Koch, gesundheitspolitischer Sprecher der PAUL HARTMANN AG. Eine Option ist die Übertragung heilkundlicher Tätigkeiten. Innerhalb ausgewählter Diagnosen sollen Pflegekräfte die Aufgaben von Ärzten übernehmen. Das Pflegeerweiterungsgesetz von 2008 definiert diesbezüglich die Möglichkeit von Modellvorhaben bei gewissen Diagnosen, so z.B. in der Wundversorgung. Dies beinhaltet auch das Ausstellen von Rezepten. "Die Übertragung heilkundlicher Tätigkeiten kann dem Pflegebereich einen deutlichen Schub geben. Es ist ein Schritt in Richtung Aufwertung und Gleichberechtigung des Pflegebereichs gegenüber Ärzten oder Apothekern. Aufgrund eines sehr komplexen Prozesses sind die ersten Modellprojekte erst 2020 geplant", fügt Raimund Koch zu.
Deutsche Konsumenten befürworten mehr Verantwortung der Pflegekräfte
Deutsche Konsumenten sind bereits heute für die Veränderung offen. Mehr als zwei Drittel (67 Prozent) sprechen sich im Rahmen des Pflexit-Monitors dafür aus, dass Pflegekräfte ausgewählte Kompetenzen von Ärzten, welche sie auch in ihrer Ausbildung erlernt haben, übernehmen sollen. Hierzu zählen z.B. Infusionen. Auch das Ausstellen von Rezepten durch Pflegekräfte nach einer Zusatzausbildung, etwa von Wundprodukten, befürwortet eine Mehrheit der Deutschen (51 Prozent). "Pflegekräfte kennen sich in vielen Therapiebereichen ebenso gut aus wie die behandelnden Ärzte. Das Gesundheitssystem und vor allem die Patienten können hier profitieren, da die Pfleger über viel Wissen verfügen", so Koch. Das Ziel der PAUL HARTMANN AG ist es dabei, die Aufwertung des Pflegebereichs zu unterstützen. Denn es sind vor allem Pflegekräfte, welche die Produkte und Lösungen des Unternehmens nutzen. "Wir sind nah dran an den Pflegekräften. HARTMANN unterstützt mit diversen Trainings, umfangreichen Netzwerken und unseren Produkten das Pflegepersonal, um ihren Arbeitsalltag zu erleichtern", betont Chima Abuba. "Darüber hinaus engagieren wir uns seit 2014 als Sponsor des Deutschen Pflegetags und Deutschen Pflegepreises, um auf die Situation hinzuweisen - denn wir wissen, die Pflege wird den Unterschied in der Zukunft machen", erklärt Chima Abuba.
Über den Pflexit-Monitor
Der Monitor untersucht die Situation von deutschen Pflegekräften. Dabei richtet sich der Fokus darauf, ob Pflegekräfte den Bereich verlassen möchten. Die jetzige erste Ausgabe basiert auf der Online-Umfrage unter 300 Pflegekräften in Deutschland im Healthcarepanel von DocCheck Research im Auftrag der Paul Hartmann AG. Zusätzlich werden in einer repräsentativen Umfrage (n=2.038) mit YouGov Konsumenten zu unterschiedlichen Pflegethemen befragt - in dieser Ausgabe zur Übertragung heilkundlicher Tätigkeiten.
Quelle: PAUL HARTMANN AG (ots)