Widerstand gegen möglichen EADS-Aktienkauf des Bundes
Archivmeldung vom 24.09.2012
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtIn den Verhandlungen über eine Fusion mit dem britischen Rüstungsunternehmen BAE Systems dringt der Luft- und Raumfahrtskonzern EADS die Bundesregierung, auf den zuletzt noch geplanten Kauf von EADS-Aktien zu verzichten. Nach Informationen der "Welt" aus verhandlungsnahen Kreisen täte sich die die britische Regierung schwer damit, sollte der Anteil der deutschen und der französischen Regierung am fusionierten Konzern insgesamt deutlich über zehn Prozent hinausgehen.
Derzeit hält die französische Regierung indirekt einen Anteil von 15 Prozent an EADS. Nach einer Fusion mit BAE Systems würde er sich auf neun Prozent verringern. Dies hängt damit zusammen, dass EADS-Aktionäre 60 Prozent des neuen Gemeinschaftsunternehmens besitzen sollen. Die Bundesregierung verhandelt bereits seit Monaten mit dem Daimler-Konzern, der einen Ausstieg aus dem EADS-Aktionärskreis plant.
An den Ausstiegsplänen habe sich auch durch die Fusionsverhandlungen mit BAE Systems nichts geändert, erklärt der Autobauer. "Daimler will sich auf sein Kerngeschäft Automobilbau konzentrieren und verfolgt daher auch weiterhin die Absicht, seine Anteile an EADS zu verringern", heißt es in Stuttgart.
In den Verkaufsgesprächen mit der Bundesregierung und der KfW Bankengruppe geht es um die Übertragung von zwei EADS-Aktienpaketen: eines in Höhe von 7,5 Prozent, ein weiteres in identischer Höhe, das ein Bankenkonsortium namens Dedalus hält, für das Daimler aber die Stimmrechte ausübt. Zu den Dedalus-Banken zählen unter anderem diverse Landesbanken. Dass EADS sowie Großbritannien den staatlichen Einfluss auf den fusionierten Konzern verringern möchten, hängt auch mit dem US-Geschäft zusammen.
Die USA sind der weltgrößte Rüstungsmarkt und damit für BAE Systems unverzichtbar. Es wird befürchtet, dass eine staatliche Dominanz im Aktionärskreis das Misstrauen der US-Politik säen und damit die von BAE Systems dominierte Rüstungssparte Aufträge verlieren könnte. BAE Systems ist ein bedeutender Militärzulieferer in den USA. EADS hingegen hat bislang kein nennenswertes Rüstungsgeschäft dort vorzuweisen.
Die Zeit drängt. Am 10. Oktober läuft eine Frist der britischen Börsenaufsicht ab. Bis dahin müssen die Unternehmen Details zu ihren Plänen vermelden. Als kritischer Punkt erweist es sich, die Regierungen von dem Deal zu überzeugen. Frankreich, Deutschland und Großbritannien wurden um die Zustimmung zu dem Geschäft gebeten. Sie möchten hingegen alle Zugeständnisse haben was Standorte, Arbeitsplätze aber auch Mitspracherechte betrifft. Mit der Fusion entstünde ein neuer Branchenprimus mit einem Umsatz von rund 72 Milliarden Euro und weltweit gut 220.000 Beschäftigten.
Quelle: dts Nachrichtenagentur