Pflegeheime schränken Leistungen wegen Personalmangel ein
Archivmeldung vom 11.10.2024
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.10.2024 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo Babić63 Prozent der ambulanten Dienste und Pflegeheime haben ihre Leistungen in den vergangenen sechs Monaten aus personellen Gründen eingeschränkt. Das geht aus der Zwischenauswertung einer Umfrage des Deutschen Evangelischen Verbandes für Altenarbeit und Pflege (DEVAP) hervor, über die der "Spiegel" berichtet.
87 Prozent der befragten ambulanten Anbieter erklärten, dass sie neue
Kunden ablehnen mussten. 47 Prozent der befragten Heime konnten
vorhandene Betten nicht belegen.
Als Gründe wurden vor allem
offene Stellen genannt, die nicht besetzt werden können, sowie
Erkrankungen von Mitarbeitenden. An der Befragung, die noch bis Ende der
Woche läuft, nahmen bis Redaktionsschluss 240 Anbieter teil.
Die
Pflegeversicherung steckt auch finanziell in der Krise. Für 2025
rechnen die Pflegekassen mit einem Defizit von rund 3,4 Milliarden Euro.
Zugleich leiden Heimbewohner unter hohen Kosten. Bundesweit müssen sie
im ersten Aufenthaltsjahr durchschnittlich 2.871 Euro pro Monat aus
eigener Tasche aufbringen. Ist ihnen das nicht möglich, springt das
Sozialamt mit der sogenannten "Hilfe zur Pflege" ein.
Heimbetreiber
und Pflegedienste klagen jedoch über das langwierige Verfahren, das bis
zu anderthalb Jahre dauern könne. In der DEVAP-Umfrage berichten 73
Prozent der Träger von hohen Außenständen, beispielsweise dadurch, dass
Anträge nicht bearbeitet würden. Fast die Hälfte der Anbieter fürchtet
deswegen eine "wirtschaftliche Schieflage".
Bundesgesundheitsminister
Karl Lauterbach (SPD) hat einen Entwurf für eine Pflegereform
angekündigt. Der DEVAP fordert eine "grundlegende" Reform. Als
Sofortmaßnahme empfiehlt der Verband etwa, die Eigenbeteiligung der
Heimbewohner zu deckeln. Zuschüsse müsse es nicht nur für die
Unterbringung im Heim, sondern auch für die häusliche Pflege geben.
Sozialämter sollten zeitnah Abschlagszahlungen an die Träger
weiterleiten, wenn Pflegebedürftige auf staatliche Hilfe angewiesen
sind. Der Verband, der insgesamt 1.950 stationäre Einrichtungen und über
1.400 ambulante Dienste vertritt, warnt vor "einer schweren
gesellschaftlichen Krise".
Quelle: dts Nachrichtenagentur