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Neuer Kaffeekodex die Bohne wert?

Archivmeldung vom 01.12.2006

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.12.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Heute hat sich in Genf der Verband "Common Code for the Coffee Community" gegründet. Für Naturland und das Fair Handelshaus gepa ist die auch als Kaffeekodex oder 4C-Kaffee bezeichnete Initiative der Kaffeebranche weder eine adäquate Antwort auf die Probleme der Kaffeebauern, noch garantiert sie eine nachhaltige Kaffeeproduktion.

Der Kodex lässt das Thema "Fairer Preis" außen vor und kann dadurch zwangsläufig nicht halten was er verspricht, nämlich die Lebensverhältnisse von 25 Millionen Kaffeeproduzenten zu verbessern. "Nur bio-fairer Kaffee wird den Bauern und der Umwelt gerecht. Initiativen wie der Kaffeekodex, die den Mainstream Kaffee letztlich aufwerten, ohne die wirklichen Probleme anzugehen, sind in keiner Weise mit den Standards des Fairen Handels und des ökologischen Anbaus zu vergleichen", kommentieren Hans Hohenester, Präsidiumsvorsitzender von Naturland und gepa-Geschäftsführer Thomas Speck den Kaffeekodex.

Das größte soziale Problem im Kaffeeanbau ist der extrem schwankende Weltmarktpreis, dessen Ausschläge über das Schicksal von Millionen von Kaffeebauern entscheiden. Ein neuer Kodex, der das Thema Preis nicht behandelt, nimmt auch nicht die Probleme der Kaffeebauern ernst.

Die Mindeststandards des Kodex im Umweltbereich mögen dazu beitragen, dass schlimmste Umweltsünden wie die Rodung von Urwald oder der Einsatz geächteter Pestizide im Kaffeeanbau vermieden werden, eine nachhaltige Produktion garantieren sie aber nicht. Naturland und gepa begrüßen ausdrücklich jede Initiative, die sich dafür einsetzt, dass Mindeststandards in der konventionellen Kaffeeproduktion eingehalten werden. Doch zwischen der Vermeidung von Umweltsünden und nachhaltiger Kaffeeproduktion ist ein großer Unterschied.

Kaffeekodex - was kommt bei den Bauern an?

Aus Sicht von Naturland und Fair Handelshaus gepa geht die Rechnung für die Bauern nicht auf. Sie verpflichten sich in dem Kodex gewisse Standards in der Kaffeeproduktion einzuhalten, bekommen dafür aber im Gegenzug weder eine Garantie, dass die Kaffeekonzerne möglichst viel von dem Kaffee aufkaufen, noch einen Preisaufschlag. Ein Mehrpreis für soziale Entwicklung, wie die Sozialprämie im Fairen Handel ist nicht vorgesehen. "Im Fairen Handel dagegen haben die Kleinbauerngenossenschaften einen Anspruch auf Mindestpreise mit Zuschlägen für soziale und ökologische Aufgaben, auf den sie sich verlassen können", so gepa-Geschäftsführer Thomas Speck.

Auch wenn es für Kaffee, der nach dem Kodex produziert wurde, vorerst keine spezielle Auslobung geben soll, wird der Kodex selbstverständlich von den Firmen kommuniziert. Damit dient ein Standard auf äußerst niedrigem Niveau als wertvolles Marketinginstrument der Kaffeekonzerne. "Qualität hat ihren Preis, und es ist unverantwortlich dem Verbraucher vorzugaukeln, dass Kaffee zu Schnäppchen-Preisen nachhaltig ist" kritisiert Hans Hohenester.

Öko-Kaffee - die Alternative für Kleinbauern

Naturland Bauern bauen Öko-Kaffee im Mischanbau, zwischen Obst-, Gewürz- oder anderen Bäumen an. Die Schattenbäume schützen den Boden, dass er nicht austrocknet und die Kaffeepflanzen vor zu viel Sonne. Die Bäume bieten außerdem Nahrung und Lebensraum für Insekten, Vögel und andere Kleintiere. Orangen, Bananen und andere Früchte reichern den Speiseplan der Familien an, was zuviel ist wird lokal vermarktet. Die Naturland Richtlinien für den ökologischen Kaffeeanbau basieren auf einer auf die lokalen Umstände angepasste Kreislaufwirtschaft, diese erhöht die Bodenfruchtbarkeit und damit auch die Kaffee-Ernte der Bauern. Im Öko-Anbau nach Naturland Richtlinien kommen weder chemisch-synthetische Düngemittel noch Pestizide zum Einsatz. Damit überzeugt Bio-Kaffee in vielerlei Hinsicht: Die Kleinbauern profitieren durch die Öko-Zertifizierung von höheren Preisen, der ökologische Anbau schützt die Umwelt und die erlesenen Bio-Kaffees bieten höchsten Genuss für den Verbraucher. Bio-fairer Kaffee erzielt zudem über den Fairen Handel gesicherte Mindestpreise.

Naturland fördert den Ökologischen Landbau weltweit und ist mit über 46.000 Bauern einer der größten ökologischen Anbauverbände. Als zukunftsorientierter Verband gehören für Naturland Öko-Kompetenz und soziale Verantwortung zusammen.

Die gepa handelt als größte europäische Fair Handelsorganisation seit über 30 Jahren mit Genossenschaften und sozial engagierten Privatbetrieben aus Lateinamerika, Afrika und Asien zu fairen Preisen und langfristigen Handelsbeziehungen. Gesellschafter sind Misereor, der Evangelische Entwicklungsdienst (eed), die Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in der Bundesrepublik Deutschland (aej), der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) und das Kindermissionswerk "Die Sternsinger".

Quelle: Pressemitteilung Naturland - Verband für ökologischen Landbau e.V.

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