GDL-Vize Weselsky: Wahrscheinlichkeit für Streiks ab Montag "sehr hoch"
Archivmeldung vom 20.10.2007
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.10.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Lokführer werden vermutlich in der kommenden Woche die Arbeit im Nahverkehr erneut niederlegen. "Die Wahrscheinlichkeit, dass es Montag, Dienstag und Mittwoch Streiks geben wird, ist sehr hoch", sagte Claus Weselsky, Vizechef der Lokführergewerkschaft GDL, dem "Tagesspiegel".
Das
werde man kurzfristig beschließen und zugleich "intensiv" auf das
öffentliche Meinungsbild schauen. "Der Eigentümer Bund muss dem
Bahn-Vorstand jetzt einen Kurswechsel verordnen", verlangte Weselsky.
Er sei "überzeugt, dass Frau Merkel Verständnis für unseren
Arbeitskampf hat".
Zugleich kündigte Weselsky eine härtere Gangart an. "Es muss eine
Zeit geben, in der wir den Druck deutlich erhöhen. Allein mit Streiks
im Nahverkehr ist das nicht zu schaffen." Die Bahn-Kunden hätten
überwiegend Jahres- und Monatskarten, deshalb halte sich der Schaden
für die Bahn in Grenzen. Er hoffe, dass die GDL nach einem Termin
beim Landesarbeitsgericht Sachsen in der kommenden Woche auch im
Fern- und im Güterverkehr in den Ausstand treten könne. "Wenn wir im
Güterverkehr streiken, treffen wir nicht nur die Kunden im
Personenverkehr. Sondern auch die Wirtschaft, das erhöht den Druck
weiter." Auch Aktionen im Fernverkehr schloss Weselsky nicht aus.
"Wir sind in der Lage, einen sehr langen und intensiven Arbeitskampf
zu führen", versicherte er im Gespräch mit der Zeitung. Niemand solle
davon träumen, dass die Kondition der Gewerkschaft in irgendeiner
Form nachlasse. Pro Streiktag zahle die GDL einem Lokführer 45 Euro.
Die Kosten des Ausstands seien gedeckt durch den Dachverband dbb,
"der uns jetzt schon unter die Arme greift".
Weselsky zeigte sich zugleich verhandlungsbereit. "Kompromissfähigkeit ist in jedem Bereich vorhanden." Die GDL habe immer signalisiert, dass man über die Höhe der Entgeltforderung verhandeln könne. "In der Frage des eigenständigen Tarifvertrags können wir aber nicht nachlassen." Zur Diskussion um den Gewerkschaftsvorsitzenden Manfred Schell sagte Weselsky, eine vorzeitige Rückkehr aus der Kur sei "derzeit nicht geplant und auch nicht notwendig. Es gibt keine Führungskrise, das ist ein Wunschtraum des Bahn-Vorstandes."
Quelle: Pressemitteilung Der Tagesspiegel