Inflation "gefühlt" weniger schlimm als Gehaltskürzung
Archivmeldung vom 24.03.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWas hätten Sie lieber: Eine dreiprozentige Gehaltserhöhung bei fünf Prozent Inflation? Oder eine zweiprozentige Gehaltskürzung bei stabilen Preisen? Viele Menschen entscheiden sich bei dieser Frage für die erste Option.
Dabei sinkt die reale Kaufkraft des Einkommens in beiden Fällen um exakt denselben Betrag, nämlich zwei Prozent. Forscher der Universität Bonn und des California Institute of Technology haben nun herausgefunden, welche hirnphysiologische Ursache hinter dieser so genannten "Geldwert-Illusion" steckt. Der Effekt hat große praktische Relevanz: Er erklärt beispielsweise, warum Geldpolitik und Inflation einen positiven Effekt auf Beschäftigung und Wirtschaftswachstum haben können. Die Studie ist in der Zeitschrift PNAS erschienen.
An der Studie der Bonner Wissenschaftler Professor Dr. Armin Falk und Dr. Bernd Weber nahmen insgesamt 24 Probanden teil. Sie mussten sich in einen Hirnscanner legen und sollten dort eine einfache Aufgabe lösen. Im Erfolgsfalle erhielten sie dafür eine Geldprämie, die in Form von Waren aus einem Katalog ausbezahlt wurde.
Die Forscher konfrontierten die Versuchspersonen nun mit zwei verschiedenen Situationen. In der ersten konnten sie nur relativ wenig Geld verdienen. Dafür waren aber auch die Produkte im Katalog vergleichsweise günstig. Im zweiten Szenario war der Lohn um 50 Prozent höher. Gleichzeitig wurden aber auch alle Produkte um 50 Prozent teurer. Die Teilnehmer konnten sich also in beiden Szenarien mit dem verdienten Geld exakt dasselbe leisten. Den Probanden wurde dieser Sachverhalt anfangs explizit mitgeteilt.
Dennoch stellten die Wissenschaftler Erstaunliches fest: Im Niedriglohn-Szenario war ein Teil des so genannten Belohnungssystems im Gehirn stets signifikant weniger aktiv als im Hochlohn-Szenario. Dieses Areal versetzt uns bei positiven Erlebnissen in Hochstimmung. Die Studie bestätigt also, dass es Geldwert-Illusion tatsächlich gibt, und zeigt sie, welche hirnphysiologischen Prozesse hierfür eine Rolle spielen.
Quelle: Universität Bonn