Tata-Europachef für schnellere Anti-Dumping-Verfahren gegen Billigstahl
Archivmeldung vom 13.02.2016
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Europachef des indischen Stahl-Giganten Tata, Karl-Ulrich Köhler, hat die massiven Forderungen seiner Branche nach schärferen Anti-Dumping-Verfahren gegen Billigstahl vor allem aus China verteidigt.
"Wir wollen keine Geschenke, sondern faire Wettbewerbsbedingungen", sagte er dem "Handelsblatt" (Montagsausgabe) vor den Protesten Tausender Stahlarbeiter und ihrer Manager am Montag in Brüssel. "Die Verfahren müssen schneller und direkter auf den Weg gebracht werden."
Im Brüsseler Europaviertel werden rund 5.000 Stahlbeschäftigte erwartet. Es wäre einer der größten Protestmärsche in der Geschichte der europäischen Stahlindustrie. Tata Steel ist mit Werken in Großbritannien und den Niederlanden der zweitgrößte Stahlhersteller in Europa.
Der frühere Thyssen-Krupp-Manager Köhler klagte über die riesigen Überkapazitäten, für die chinesische Stahlkonzerne neue Absatzmärkte suchen würden, da die Nachfrage im eigenen Land deutlich zurückgegangen sei. "Diese finden sie in Europa, weil es hier den liberalsten und am wenigsten geschützten Markt gibt." Europa müsse sich dagegen wehren. "Unfairen Maßnahmen müssen Konsequenzen folgen", sagte er. "Mit einer staatlich finanzierten Stahlindustrie wie in China, bei der die Kosten nicht durch die Verkaufspreise gedeckt werden, können wir nicht konkurrieren."
Alle europäischen Stahlkonzerne hatten zuletzt über Umsatz- und Gewinneinbrüche beklagt. Für die Zukunft sei es allerdings wünschenswert, früher auf die Folgen politischer Entscheidungen oder unfairer Handelspraktiken zu reagieren, forderte der Tata-Europachef: "Da sollten wir uns ein Beispiel an den Amerikanern nehmen, die umgehend Maßnahmen einleiten, um ihre Industrie zu schützen."
Quelle: dts Nachrichtenagentur