Aufsichtsratschef macht Druck bei Bahn-Sanierung
Werner Gatzer, Aufsichtsratschef der Deutschen Bahn, erhöht den Druck bei der Sanierung des Staatskonzerns. "Wir haben nicht mehr viele Chancen und hinken hinter eigenen Zielen her", sagte er dem Nachrichtenmagazin Focus. "Es muss jetzt klappen - Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit, Infrastruktur, auch Wirtschaftlichkeit. Denn auch ein Unternehmen wie die DB muss schwarze Zahlen schreiben", so Gatzer.
Das gelte auch für den Güterbereich. Auf die Frage, wann
Cargo-Vorständin Sigrid Nikutta liefern müsse, sagte Gatzer: "Sofort.
Bis 2026 muss der Bereich aus den roten Zahlen rauskommen." Die EU hatte
zuletzt verboten, dass der hoch defizitäre Frachtsektor weiter
querfinanziert wird. "Auch da gibt es nun einen klaren
Transformationsplan", kündigte Gatzer an. "Jeder Bereich muss künftig
profitabel geführt werden. Dabei spielt auch der Abbau von Jobs eine
Rolle. Die Auflagen der EU-Kommission aus dem Beihilfeverfahren lassen
keine Wahl."
Zugleich verteidigte der Aufsichtsratschef die
jüngsten Preissteigerungen. Die Erhöhung beim Deutschlandticket von 49
auf 58 Euro hält er für "angemessen und richtig". 58 Euro seien immer
noch ein "attraktiver Preis". Gatzer findet aber auch, "dass eine
Leistung angemessen honoriert werden muss". Deshalb habe er fürs
anfängliche 9-Euro-Ticket der Ampel-Koalition "kein Verständnis" gehabt.
Zur teils starken Erhöhung der normalen Fahrpreise sagte Gatzer:
"Energiekosten, Tarifabschlüsse, allgemeines Inflationsniveau - das muss
alles abgefedert werden."
Gatzer wirbt zudem für einen
Infrastrukturfonds zur Sanierung des Staatskonzerns. "150 Milliarden für
die nächsten zehn Jahre für Investitionen halte ich mindestens für
erforderlich", sagte er dem Focus. Er sei sich "bewusst, dass dies
zusätzliche Schulden sind, die aber bei einer sinkenden Schuldenquote
von 63 Prozent verkraftbar wären und Deutschland nicht als sicheren
Hafen für Anleger infrage stellen". Außerdem müssten "die
Voraussetzungen geschaffen werden, dass wir zügiger investieren können".
Quelle: dts Nachrichtenagentur