Experten erwarten mehr Schwarzarbeit durch Mindestlohn-Kompromiss
Archivmeldung vom 25.06.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie von der großen Koalition geplanten Mindestlöhne in mehreren Branchen wird nach Ansicht von Experten zu einer deutlichen Zunahme der Schwarzarbeit führen. Um acht bis zehn Milliarden Euro könnte die Wertschöpfung in der Schattenwirtschaft durch den Kompromiss von Union und SPD anwachsen, zeigen erste Berechnungen des Linzer Schattenwirtschaftsforschers Friedrich Schneider für den "Tagesspiegel am Sonntag".
Damit würde das Volumen
der Schattenwirtschaft, zu der die Schwarzarbeit einen wesentlichen
Teil beiträgt, um fast drei Prozent wachsen. "Der Kompromiss kann zu
einer wesentlichen Erhöhung der Lohnuntergrenzen in den betroffenen
Branchen führen und damit zu einem Wachstum der Schwarzarbeit", sagte
Schneider dem "Tagesspiegel am Sonntag". Es sei zu befürchten, dass
etwa 400.000 bis 600.000 Menschen erstmals oder häufiger
schwarzarbeiten würden als bisher. Dahinter steht die Annahme, dass
Firmen Stellen streichen, wenn legale Arbeit im Niedriglohnbereich
per Gesetz teurer wird. Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach
illegalen Kräften zum (Schwarz-) Marktpreis. Auch Experten des
Bundesverbandes der Arbeitgeber (BDA) und des arbeitgebernahen
Instituts der deutschen Wirtschaft sagten dem Tagesspiegel, sie
erwarteten mehr Schwarzarbeit durch die geplante Ausweitung des
Entsendegesetzes. Der DGB widersprach der Darstellung. "Im unteren
Einkommensbereich führt eine Verbesserung der Nettolöhne dazu, dass
die Schwarzarbeit zurückgeht", sagte DGB-Chefökonom Dierk Hirschel
der Zeitung. "Und zwar ganz einfach deshalb, weil die Menschen dann
von dem Lohn ihre Familie besser ernähren könnten und nicht mehr
gezwungen wären, ihren Nettoverdienst durch Schwarzarbeit zu
erhöhen."
Quelle: Pressemitteilung Der Tagesspiegel