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Infineon streicht jeden fünften Job in Deutschland

Archivmeldung vom 25.07.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 25.07.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Oliver Randak

Der Halbleiter-Hersteller Infineon reagiert mit drastischem Personalabbau auf die Talfahrt des Unternehmens. Allein in Deutschland sollen 2000 Jobs wegfallen. Unter seinen Angestellten macht sich Konzernchef Bauer damit keine Freunde - an der Börse hingegen schon.

Die Zahlen beim Halbleiter-Spezialisten Infineon stimmen nicht. Nun will der neue Kornzernchef Peter Bauer weltweit rund 3000 Stellen streichen, wie er am Freitag nach Vorlage der Zahlen für das dritte Geschäftsquartal sagte. Die Kürzungen treffen demnach alle Standorte, Funktionen und Hierarchieebenen. In Deutschland sind vor allem die Standorte München, Regensburg und wie bereits angekündigt Dresden betroffen.

In München werden 650 von 4400 Stellen gestrichen, in Regensburg 600 von 2400 und in Dresden 650 von 2300 Arbeitsplätzen. Darüber hinaus müssen auch im österreichischen Villach 400 von 2400 Mitarbeitern gehen. In Deutschland beschäftigt Infineon rund 10.000 Mitarbeiter, weltweit ohne die Speicherchip-Tochter Qimonda etwa 30.000.

Kosten sollen um 200 Millionen Euro jährlich sinken

Bauer betonte, der Abbau werde soweit wie möglich auf freiwilliger Basis erfolgen. Betriebsbedingte Kündigungen könne er jedoch nicht ausschließen. Über die Einzelheiten will das Unternehmen nun zunächst mit den Arbeitnehmervertretern verhandeln. Weitere Einsparungen seien derzeit nicht geplant. "Wir wollen mit diesem Schnitt einen Schritt machen, der reicht, um unsere Ziele zu erreichen."

Mit dem Sparprogramm will Infineon bis zum Ende des kommenden Geschäftsjahres die Kosten um jährlich mehr als 200 Millionen Euro drücken. Neben dem Personalabbau plant der Konzernchef, weitere Produktion ins Ausland zu verlagern, die Materialkosten zu drücken und sich von unrentablen Produktgruppen zu trennen.

Auch der Ausblick ist nicht rosig

Die IG Metall spricht von einem "Kahlschlag auf Kosten der Beschäftigten". Die Gewerkschaft fordert den Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen. Der bayerische Bezirksleiter Werner Neugebauer machte das Management des Konzerns für die Probleme verantwortlich. "Eine schier endlose Serie von Managementfehlern hat Infineon in die schwerste Krise der Unternehmensgeschichte geführt, ausbaden sollen das jetzt wieder einmal die Beschäftigten."

Bauer hatte bereits nach dem ebenfalls verlustreichen zweiten Quartal ein Sparprogramm angekündigt, um Kosten einzusparen. Im dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahres hatte Infineon weitere 411 Millionen Euro auf seine Speicherchip-Tochter Qimonda abgeschrieben. Der Konzernverlust reduzierte sich zwar von 1,371 Milliarden Euro im Vorquartal auf 592 Millionen Euro, an der Börse war jedoch mit einer deutlicheren Erholung gerechnet worden. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) verbesserte sich vor allem dank eines Spartenverkaufs von 36 auf 71 Millionen Euro. Der Umsatz sank leicht von 1,049 auf 1,029 Milliarden Euro.

Auch für die kommenden Monate sieht es eher düster aus. Infineon stellte klar, "dass die Marktrisiken generell eher steigen und dass die anhaltende Schwäche des US-Dollars gegenüber dem Euro den normalen Preisverfall in den Absatzmärkten verstärkt". Qimonda hatte am Vorabend aufgrund der anhaltend niedrigen Preise für Speicherchips den fünften Quartalsverlust in Folge vermeldet. Von der Tochter will sich Infineon deshalb so bald wie möglich trennen.

Anleger greifen zu

Neben Qimonda waren es erneut insbesondere die Chips für Handys, die das Ergebnis belasteten. Einziger Gewinnbringer im Konzern war das Geschäft mit Steuerungschips für Autos und Industrieanwendungen (AIM). Allerdings macht sich auch hier die sich verschlechternde Konjunktur bemerkbar.

Anleger reagierten mit Käufen auf den Sanierungskurs. An der Frankfurter Börse zählten Infineon-Papiere mit einem Plus von rund fünf Prozent zu den Tagesgewinnern im Deutschen Aktienindex Dax.

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