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Chinesischer Wirtschaftsabschwung könnte Weltwirtschaftsrezession auslösen

Archivmeldung vom 16.12.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.12.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Oliver Randak

Die chinesische Wirtschaft droht im kommenden Jahr massiv abzuschwächen. Das Bruttoinlandsprodukt werde eventuell nur noch um fünf Prozent wachsen. Das hört sich positiv an, aber die chinesische Wirtschaft ist darauf ausgelegt, mindestens um acht Prozent jährlich wachsen zu müssen.

Das chinesische Bruttoinlandsprodukt (BIP) werde 2009 voraussichtlich nur noch um fünf Prozent zulegen. Die Volksrepublik steht damit vor dem Kollaps ihres Wachstumsmodells. Die Führung in Peking betont stets, dass China ohne eine Expansion der Wirtschaft um mindestens acht Prozent nicht genug Arbeitsplätze für Schulabgänger und die Landbevölkerung schaffen kann. Fällt der Wert darunter, droht nicht nur eine Krise am Jobmarkt, sondern auch eine gefährliche politische Destabilisierung des Landes.

Mehrfach hatten der IWF, die Weltbank und auch Volkswirte von Banken ihre Wachstumsprognosen für China in den vergangenen Wochen nach unten korrigiert. So pessimistisch wie Strauss-Kahn hat sich bislang allerdings noch kein Experte geäußert. Im vergangenen Jahr legte Chinas Volkswirtschaft um 11,9 Prozent zu, für dieses Jahr erwartet der IWF noch knapp zehn Prozent. Mit dem bevorstehenden Konjunktureinbruch zerschlagen sich Hoffnungen endgültig, dass China die Weltkonjunktur vor dem Absturz bewahren könnte.

Wie dramatisch es um Chinas Wirtschaft steht, zeigen auch die am Montag veröffentlichten Zahlen für die Industrieproduktion im November. Mit einem Plus von 5,4 Prozent fiel der Wert so schwach aus wie noch nie seit Beginn der monatlichen Erhebung des Statistikamts 1999. Die Stahlproduktion ging um zwölf Prozent zurück. Im Oktober konnte die Industrie ihre Produktion noch um 8,2 Prozent ausdehnen.

"Fünf Prozent Wachstum in der ersten Jahreshälfte 2009 sind jetzt eine Gewissheit und keine Möglichkeit mehr", sagte der Chinaexperte Ben Simpfendorfer von der Royal Bank of Scotland der Financial Times.

Die Regierung in Peking ist von der Geschwindigkeit des Abschwungs offenbar überrascht. Am Wochenende hatte der Staatsrat einen 30-Punkte-Plan veröffentlicht, in dem die Zentralbank und alle staatlichen Finanzinstitute aufgefordert werden, alles zu tun, um den Abschwung abzumildern.

"Der Arbeitsmarkt wird im kommenden Jahr sehr stark von der internationalen Finanzkrise betroffen sein", warnte Präsident Hu Jintao am Montag. Nach Einschätzung der Sozialwissenschaftlichen Akademie Chinas (Cass), der führenden Forschungsinstitution des Landes, droht eine Welle von Firmenpleiten. Vor allem exportorientierte sowie kleine und mittelgroße Unternehmen seien von der globalen Krise betroffen. Sie müssten ihre Produktion zurückfahren, um die nach wie vor steigenden Löhne abzufedern.

Nach Angaben der Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission sind im ersten Halbjahr 2008 bereits 10.000 Klein- und Mittelunternehmen in der Textilbranche bankrottgegangen. Von den verbliebenen Firmen müssten rund zwei Drittel restrukturiert werden, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua. Besonders hart treffe die Krise die 150 Millionen Wanderarbeiter Chinas, die aus dem Landesinneren stammen und meist in den Textilbetrieben an der Küste Arbeit gefunden haben. Genaue Zahlen sind laut Cass nicht bekannt, da sich die entlassenen Arbeiter in der Regel nicht registrieren lassen.

Die Krise gefährdet die Legitimation der chinesischen Führung. Peking hatte wegen der wachsenden Spaltung zwischen der aufstrebenden Mittelschicht und der armen Landbevölkerung immer wieder vor sozialen Unruhen als Folge eines Konjunktureinbruchs gewarnt. In den vergangenen Wochen hatte die Zahl teilweise gewalttätiger Ausschreitungen von entlassenen und um ihren Lohn geprellten Arbeitern bereits deutlich zugenommen.

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