Nach Hanau: Ökonomen fürchten negative Folgen für deutsche Wirtschaft
Archivmeldung vom 21.02.2020
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 21.02.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch André OttFührende Ökonomen haben angesichts des Terroranschlags in Hanau vor negativen Auswirkungen für die deutsche Wirtschaft gewarnt.
Der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther, sieht auch das Wirken der AfD als Belastung: "Der Erfolg der deutschen Gesellschaft beruht ganz wesentlich auf ihrer Offenheit, der in den Jahrzehnten nach der Staatsgründung entwickelten Demokratiefestigkeit und in dem verantwortlichen Umgang mit dem moralischen Totalbankrott nach dem Zivilisationsbruch des Holocaust", sagte Hüther dem "Handelsblatt".
"Rechter Terror, eine wahrnehmbare rechtsextreme Partei und die von daher versuchte Koordinatenverschiebung des Wertesystems hin zu Abschottung und Ausländerfeindlichkeit sind eine schwere Belastung für die liberal-demokratische Reputation unseres Landes", so der IW-Chef weiter. Das belaste sicher die Entscheidung von Investoren und Fachkräften, sich hier zu engagieren. "Die Demonstration demokratischer Einigkeit und Verantwortung, wie in diesen Stunden, ist daher auch deshalb ein wichtiges Signal", sagte Hüther. Ähnlich äußerten sich Clemens Fuest, Präsident des Münchner Ifo-Instituts, und Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW).
"Terror gegen Menschen ausländischer Herkunft ist unvereinbar mit den grundlegenden Werten unseres demokratischen Rechtsstaats", sagte Fuest der Zeitung. Der heutige Wohlstand in Deutschland sei "zu einem erheblichen Teil von Zuwanderern aufgebaut worden, und künftiger Wohlstand hängt davon ab, dass auch weiterhin Menschen nach Deutschland immigrieren, hier arbeiten und Teil unserer Gesellschaft werden", so der Ifo-Chef weiter. "Hass und Fremdenfeindlichkeit schaden Deutschland wirtschaftlich, sozial und politisch", sagte Fratzscher dem "Handelsblatt". Der DIW-Chef hob zugleich hervor, "dass Deutschland sich unwiderruflich zu einer offenen Gesellschaft gewandelt hat, in der Menschen unterschiedlicher Herkunft, Religion und sexueller Orientierung ein fester und sehr positiver Bestandteil sind". Die Rhein-Main-Region gehöre zu den weltoffensten, diversesten und auch wirtschaftlich erfolgreichsten in ganz Deutschland und Europa.
Quelle: dts Nachrichtenagentur