Verdi wirft Telekom vor, Tarifverträge zu unterlaufen
Archivmeldung vom 30.01.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Dienstleistungsgewerkschaft Verdi wirft der Telekom vor, beim Aufbau des neuen Hochgeschwindigkeitsnetzes geltende tarifliche Vereinbarungen zu unterlaufen und nicht die angekündigte Zahl der Stellen zu schaffen. "Wenn es um die Zusage geht, mit dem neuen Netz Arbeitsplätze zu schaffen, stellt sich das in der betrieblichen Realität in Berlin als Mogelpackung da", sagte Verdi-Fachbereichsleiter von Berlin/Brandenburg Mike Döding dem Tagesspiegel.
Statt eigene Mitarbeiter einzusetzen, vergebe die Telekom einen großen Teil der Aufträge an Fremdfirmen.
Im geltenden Rationalisierungstarifvertrag und im
Beschäftigungsbündnis aus dem Jahr 2004 haben Verdi und Telekom
vereinbart, dass alle anfallenden Arbeiten im Konzern nach
Möglichkeit mit eigenen Kräften erledigt werden müssen
(gegebenenfalls auch mit Qualifizierungsmaßnahmen). Arbeit soll
möglichst nicht außerhalb des Unternehmens vergeben werden. "Die
Telekom unterläuft diese Vereinbarungen in Berlin", sagt nun
Verdi-Vertreter Döding. 5000 neue Arbeitsplätze sollen mit beim
Aufbau des neuen Hochgeschwindigkeitsnetzes entstehen, hatte die
Telekom angekündigt. "Von den 1200 Personalposten für das neue Netz
bleiben in Berlin am Ende aber nur 50 Neueinstellungen von
Nachwuchskräften übrig", sagte Verdi-Vertreter Döding. Rechne man
das auf die Gesamtzahl der benötigten Arbeitskräfte um, bleibe für
Neueinstellungen eine Quote von nicht einmal fünf Prozent. "Das ist
ein Skandal", sagte Döding.
Bei der Telekom zeigte man sich überrascht von den Vorwürfen der
Gewerkschaft. "Wir haben für die Personalisierung des Aufbaus des
neuen Hochgeschwindigkeitsnetzes eine Vereinbarung mit Verdi und dem
Gesamtbetriebsrat getroffen", sagte ein Sprecher des Konzerns dieser
Zeitung. "An die halten wir uns auch." Derzeit gebe es einen
Personalaufwand von knapp 1200 Leuten für den Aufbau von T-Home-Speed
in Berlin. 700 Stellen seien konzernintern besetzt, Arbeit für 500
Mitarbeiter sei an Fremdfirmen vergeben worden. "Berlin ist von den
im ersten Ausbauschritt geplanten Städten das größte und damit
personalintensivste Projekt", sagte der Telekom-Sprecher. "Wir haben
geeignete Leute derzeit in Berlin einfach nicht ausreichend zur
Verfügung." Auch aus der Beschäftigungsgesellschaft seien kurzfristig
nicht so viele Mitarbeiter verfügbar. Zudem sei die Situation in
Berlin nicht repräsentativ. "Berlin ist ein Schwerpunkt unserer
Arbeit und hier gibt es besonders viele Verteiler, die aufgerüstet
werden müssen", sagt der Sprecher. Die Berliner Zahlen auf ganz
Deutschland hochzurechnen, sei daher falsch.
Quelle: Pressemitteilung Der Tagesspiegel