Thyssen-Krupp-Betriebsrat erhöht Druck auf Hiesinger
Archivmeldung vom 07.02.2017
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Freigeschaltet durch André OttNach monatelangen Spekulationen über eine mögliche Stahlfusion mit dem indischen Konkurrenten Tata fordert Thyssen-Krupp-Konzernbetriebsratschef Wilhelm Segerath einen Schlussstrich. "Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, an dem die Beschäftigten von Thyssen-Krupp und insbesondere im Stahlbereich endlich Klarheit haben müssen", sagte Segerath im Gespräch mit der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ).
"Die Sorgen der Beschäftigten sind groß. Die Unsicherheit dauert schon viel zu lange. Wir wollen, dass der Vorstand die Gerüchte beendet." Damit erhöht der Betriebsrat den Druck auf Vorstandschef Heinrich Hiesinger, der bei der Hauptversammlung eindringlich für eine Stahlfusion geworben und zugleich um Geduld gebeten hatte. "Ich mache mir Sorgen um den gesamten Konzern", sagte Segerath. "Wir wollen nicht, dass die Stahlsparte zur Bad Bank von Thyssen-Krupp wird."
Für den 5. April ist eine Betriebsräte-Vollversammlung von Thyssen-Krupp in Essen geplant. "Es wird immer deutlicher, dass sich Beschäftigte aller Geschäftsbereiche angesichts der Gerüchte um die Stahlsparte Sorgen um Thyssen-Krupp als Ganzes machen", sagte Segerath. Der Betriebsratschef lehnt Tata als Partner für Thyssen-Krupp ab.
"Wir sehen in einem Zusammenschluss mit Tata keine Logik", sagte er. Eine Fusion mit Tata löse "die entscheidenden Probleme nicht". Segerath warnte zugleich: "Wir werden nicht zulassen, dass eine Fusion zulasten der Beschäftigten in Deutschland und NRW geht. Pläne für Standortschließungen würden unsere massive Gegenwehr auslösen. Dann werden wir auf die Straße gehen."
Segerath hofft auch auf Unterstützung aus der Politik. Dabei setzt er insbesondere auf NRW-Regierungschefin Hannelore Kraft (SPD). "Ministerpräsidentin Kraft gehört ja bekanntlich zum Kuratorium der Krupp-Stiftung. Ich glaube nicht, dass sie sehenden Auges den Stahl vor die Wand fahren lässt", sagte er. "Jetzt geht es ums Ganze.
Es kann ja nicht sein, dass die Politik die Banken rettet, aber die Stahlarbeiter im Regen stehen lässt. Wenn die Banken systemrelevant sind, ist es der Stahl schon lange." Die Krupp-Stiftung ist größter Einzelaktionär des Essener Industriekonzerns.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (ots)