IAB-Chef warnt vor Horrorszenarien beim Mindestlohn
Archivmeldung vom 28.04.2014
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtDas Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hat davor gewarnt, wegen des geplanten Mindestlohns von 8,50 Euro pro Stunde den möglichen Verlust von Arbeitsplätzen zu dramatisieren: "Horrorszenarien sind absolut nicht angemessen", sagte IAB-Chef Joachim Möller der "Süddeutschen Zeitung".
"Wenn wir unterstellen, dass der Mindestlohn weder positive noch negative Effekte auf die Zahl der Beschäftigten hat, wird die gesamtwirtschaftliche Lohnsumme einmalig um weniger als zwei Prozent steigen. Das ist eine Größenordnung, die nicht dramatisch ist und bei der jede Dramatisierung fehl am Platz ist", sagte er.
Niemand könne exakt vorhersagen, was nach Einführung der 8,50-Euro-Untergrenze Anfang 2015 passieren werde. Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute hatten in ihrem Frühjahrsgutachten von 200.000 bedrohten Stellen gesprochen. Möller wies in dem Gespräch mit der Zeitung darauf hin, dass das gute Dutzend an Lohnuntergrenzen, die es in einzelnen Branchen in Deutschland längst gibt, der Beschäftigung nicht geschadet hätten.
Außerdem erinnerte er an Großbritannien, das in Europa als Musterland des Mindestlohns gilt. Dort hieß es am Anfang, es könnten zwei Millionen Stellen verloren gehen. Bewahrheitet habe sich dies nicht. "Wenn man Deutschland insgesamt anschaut und auch die Übergangsfristen sieht, sind 8,50 Euro vertretbar und akzeptabel", sagte der IAB-Chef.
Möller hätte sich in Ostdeutschland allerdings einen geringeren Mindestlohn von zum Beispiel 7,50 Euro gewünscht, "weil das Lohnniveau dort niedriger ist und somit die Gefahr größer, dass bei 8,50 Euro Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren". Andererseits leuchtet ihm vollkommen ein, "dass es 25 Jahre nach der Wiedervereinigung politisch nicht durchsetzbar war, beim Mindestlohn zwischen Ost und West zu differenzieren". Auch bei Jugendlichen "wäre es vielleicht nicht schlecht gewesen, etwas vorsichtiger vorzugehen", sagte er.
Bisher soll die neue gesetzliche Lohnuntergrenze für junge Leute unter 18 Jahren und für Auszubildende nicht gelten. Möller sieht deshalb ein Problem bei den 18- bis 21-Jährigen. Er wies darauf hin, dass mehr als die Hälfte der jungen Leute, die ohne Berufsausbildung und in dieser Altersgruppe sind, in Ostdeutschland zu Löhnen unterhalb der 8,50 Euro arbeiten würden. "Hier habe ich schon die Sorge, dass einige von ihnen ihre Stelle verlieren könnten, weil sie ihren Arbeitgebern dann zu teuer werden."
Quelle: dts Nachrichtenagentur