Verdi droht mit Klagen gegen verlängerte Öffnungszeiten
Archivmeldung vom 16.10.2006
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.10.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat Widerstand gegen die Pläne des Essener Einzelhandelskonzerns Karstadt angekündigt, die Ladenöffnungszeiten möglichst schon im Weihnachtsgeschäft auf 22 Uhr auszudehnen.
"Karstadt hat die Rechnung
ohne den Betriebrat gemacht", sagte Verdi-Handelsexperte Ulrich
Dalibor dem "Tagesspiegel". Eine Verlängerung der
Öffnungszeiten bedürfe der Zustimmung der Arbeitnehmervertretung.
Diese sei bisher aber nicht gefragt worden und daher sehr verärgert.
"Ich gehe davon aus, dass der Betriebsrat den längeren Öffnungszeiten
nicht zustimmen wird", sagte Dalibor.
Karstadt hatte in dieser Woche angekündigt, die Geschäfte ab
Januar werktags bis 22 Uhr zu öffnen. Einige Häuser in großen Städten
sollen - sofern das Gesetz es erlaubt - bereits in der Adventszeit
an Freitagen und Samstagen bis 22 Uhr offenstehen. Voraussetzung ist
allerdings, dass die Länder rechtzeitig vor dem Weihnachtsgeschäft
die neuen Ladenschlussgesetze verabschieden. Doch das klappt
voraussichtlich nur in Nordrhein-Westfalen, Hessen, dem Saarland und
vielleicht Sachsen-Anhalt.
Verdi-Vertreter Dalibor kündigte Klagen für den Fall an, dass
Händler die Kunden trotzdem länger einkaufen lassen. "Wenn sie
illegal öffnen, werden wir klagen", sagte er der Zeitung. Auch wenn
sich bestätigen sollte, dass der verfassungsrechtlich garantierte
Schutz der Familie durch neue Ladenschlussgesetze verletzt sei oder
die Öffnung an Sonn- und Feiertagen "von der Ausnahme zur Regel
wird", werde die Gewerkschaft dagegen mit Klagen vorgehen.
Dalibor bezeichnete eine weitere Verlängerung der Öffnungszeiten als "schädlich". Nicht nur wegen der Auswirkungen auf die Beschäftigten, "von denen sich immer weniger auf immer größerer Fläche verlieren", sondern auch aus Sicht der Kunden. Sie dürften sich nicht über die Service-Wüste beklagen, wenn der Handel die Öffnungszeiten verlängere, gleichzeitig aber Personal aus Kostengründen abbaue. Schon jetzt würden überwiegend Teilzeitkräfte beschäftigt. "Dieser Trend wird sich sicher fortsetzen", sagte der Gewerkschaftsvertreter.
Quelle: Pressemitteilung Der Tagesspiegel