Prof. Gerke: Banken müssen bescheidener werden
Archivmeldung vom 22.02.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAngesichts der jüngsten Turbulenzen an den Finanzmärkten fordert Wolfgang Gerke, Honorarprofessor an der European Business School und Präsident des Bayerischen Finanz Zentrums, mehr Verantwortung, mehr Transparenz bei den Banken und eine Reformierung des Systems bei Rating-Agenturen.
In einem Interview mit dem Wirtschaftsmagazin 'impulse' (Ausgabe 3/2008) sagte Gerke weiter, "die Bankmanager müssen wieder stärker Rendite und Risiko als Einheit betrachten. Dies ist auch ein Umdenken hin zu mehr Bescheidenheit". Für inakzeptabel hält der Finanzexperte in diesem Zusammenhang auch das Verhalten der Analysten, die von Kreditinstituten Renditen gefordert hätten, "die ökonomisch nicht vertretbar waren". Wenn die Deutsche Bank 30 Prozent Rendite vor Steuern anstrebe, lasse sie außer Acht, "dass dies nur mit immensem Risiko zu erzielen ist".
Scharfe Kritik übte Gerke im 'impulse'-Interview auch an der Vorgehensweise der US-amerikanischen Notenbank: "Die Fed hat sich blamiert und Vertrauen zerstört." Indem sie eine Woche vor einer Routine-Sitzung den Leitzins um 0,75 Prozentpunkte senkte, habe sie panisch reagiert. Notenbanken sollten sich an der Preisstabilität orientieren "und sich nicht zum verlängerten Arm der Börsen machen".
Als Konsequenz aus dem Finanzmarkt-Crash müsste nach Ansicht Gerkes die Arbeit von Rating-Agenturen reformiert werden. Zwar sei das "System an sich gut und wichtig", aber die meist angelsächsisch geprägten Agenturen müssten lernen, sich noch mehr auf europäische Firmen einzustellen und neue Marktentwicklungen in ihr Rating einzubeziehen. Vor allem aber kritisierte Gerke im impulse'-Interview den bei Rating-Agenturen oftmals vorherrschenden Interessenkonflikt. "Entweder sie beraten ein Unternehmen oder sie 'raten' es - beides gleichzeitig darf es nicht mehr geben."
Quelle: impulse