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Privatbankiers verurteilen BILD-Berichterstattung zu mutmaßlichem Steuerbetrug

Archivmeldung vom 18.02.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.02.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

In einem offenen Brief haben die Privatbankiers Merck Finck & Co BILD-Chefredakteur Diekmann wegen der Berichterstattung zur mutmaßlichen Steuerhinterziehung von Post-Chef Zumwinkel scharf kritisiert. "Jetzt zittern die Reichen!", hatte BILD im Hinblick auf mögliche weitere Durchsuchungen der Steuerfahnder getitelt.

"Wer jetzt zittert, das sind nicht 'die Reichen' in unserem Land, sondern jene, die sich über geltendes Recht und den Einsatz für die Solidargemeinschaft hinwegsetzen", so Alexander Mettenheimer, persönlich haftender Gesellschafter und Sprecher der Geschäftsleitung von Merck Finck & Co, in seinem Brief an Diekmann. "Die verleumderische Gleichsetzung von 'reich' und 'kriminell', mit der BILD versucht, seine Auflage zu verkaufen, ist nicht nur ein übles Propagandastück, sondern auch Gift für unser soziales Gefüge, das von der Solidarität durch alle gesellschaftlichen Schichten hindurch lebt."

Niemand wolle das Fehlverhalten Einzelner in Schutz nehmen, betont Mettenheimer. Die unterschiedslose Polemik gegen alle Leistungsträger lasse jedoch die unternehmerische Leistung außer Acht, von der die Gesellschaft insgesamt profitiere: "Nur wer viel verdient, kann der Gesellschaft auch viel zurückgeben."

* * *

Der Brief im Wortlaut:

Sehr geehrter Herr Diekmann,

betroffen und verärgert habe ich am Samstag Ihre BILD-Schlagzeile gelesen: "Jetzt zittern die Reichen!" Seit 1870 sind wir am Finanzplatz München vertreten; unsere Kunden sind vermögende Privatkunden, Leistungsträger der Gesellschaft also. Ich darf Ihnen ganz im Vertrauen mitteilen: Unter unseren Kunden zittert niemand.

Wer jetzt zittert, das sind nicht 'die Reichen' in unserem Land, sondern jene, die sich über geltendes Recht und den Einsatz für die Solidargemeinschaft hinwegsetzen. Die verleumderische Gleichsetzung von 'reich' und 'kriminell', mit der BILD versucht, seine Auflage zu verkaufen, ist nicht nur ein übles Propagandastück, sondern auch Gift für unser soziales Gefüge, das von der Solidarität durch alle gesellschaftlichen Schichten hindurch lebt."

Selbstverständlich geht es mir nicht darum, das Fehlverhalten Einzelner zu entschuldigen oder zu marginalisieren. Und selbstverständlich gehört kriminelles Verhalten bestraft. Doch glücklicherweise befinden über Recht und Gerechtigkeit in unserem Land neben den Boulevardmedien auch noch die Gerichte.

Die eigentliche Misere liegt in meinen Augen in der Nonchalance, mit der Sie Neid und Missgunst gegenüber 'den Reichen' Vorschub leisten und an einer Zweiklassengesellschaft basteln, mit den Leistungsträgern als Prügelknaben. Einzelne Fälle von Sozialmissbrauch dürfen nicht zur kollektiven Diskriminierung von Hartz-IV-Empfängern führen; darüber ist man sich - glücklicherweise - weit gehend einig. Was das andere Ende der sozialen Skala angeht, scheint man zu einer entsprechend differenzierten Betrachtung nicht bereit zu sein.

Mit Recht ist - unter anderem von BILD-Mann Blome - bemerkt worden, dass die Linke aus der 'Personalie Zumwinkel' Kapital schlage, "weil sie gewinnen, wenn es Deutschland spaltet." Leider stoßen Sie ins gleiche Horn! Sie setzen mit Ihrer unterschiedslosen Polemik gegen alle Vermögenden die soziale Kohäsion aufs Spiel, wo journalistische Ausgewogenheit und die Logik der Sache auch der anderen Seite Gehör verschaffen sollten.

Es ist ein legitimes Anliegen, hart erarbeiteten Wohlstand zu wahren und zu mehren. Dafür gibt es leider auch illegale und unmoralische Methoden, neben der Fülle legitimer Wege. Wenn wir als Privatbankiers als 'Anwalt der Reichen' sprechen, tun wir dies im Interesse aller: In der unternehmerischen Tätigkeit - Stichwort: Schaffung von Arbeitsplätzen - liegt die eigentliche Leistung, die unsere Gesellschaft trägt. Darüber hinaus wird aus dem Ertrag das Steueraufkommen erwirtschaftet. Von nur 10 Prozent der Steuerpflichtigen stammen 53 Prozent des Einkommensteueraufkommens; nur wer viel verdient, kann der Gesellschaft also auch viel zurückgeben. Mit an erster Stelle profitieren somit jene, welche die so genannten 'schwarzen Schafe' am lautesten verurteilen.

Sollte Ihr Marketing dies erlauben, wäre ich Ihnen das nächste Mal für ein klein wenig mehr Fairness dankbar.

Mit freundlichen Grüßen

Alexander Mettenheimer

Sprecher der Geschäftsleitung

Merck Finck & Co, Privatbankiers

* * *

Quelle: Merck Finck & Co, Privatbankiers

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