Ex-Mannesmann-Chef Klaus Esser bezeichnet die Übernahme des Konzerns vor 20 Jahren durch Vodafone als "großes Unglück"
Archivmeldung vom 04.02.2020
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Freigeschaltet durch André OttDer Ex-Chef von Mannesmann, Klaus Esser, sieht die Übernahme von Vodafone vor 20 Jahren als "großes Unglück". Das sagt er in einem Interview der Düsseldorfer "Rheinischen Post".
Anlass ist der Jahrestag des Aufsichtsratsbeschlusses vom 4. Februar 2000, das Unternehmen für 190 Milliarden Euro an Vodafone zu verkaufen. Esser sagte: "Die Fortführung unserer Strategie wäre für die Mitarbeiter, Kunden und Aktionäre besser gewesen, weil es mehr Wachstum und Gewinn gegeben hätte. Die Integration von Mobilkommunikation und Festnetzkommunikation war damals schon bei uns praktiziertes Konzept."
Esser berichtete, Mannesmann habe schon im Jahr 1999 versucht, die TV-Kabelnetze der Deutschen Telekom zu kaufen, die die eher auf Mobilfunk konzentrierte Vodafone erst in den letzten Jahren erworben hat. Esser: "Wir hatten in 1999 geboten auf das Kabelnetz der Deutschen Telekom für die Fernsehversorgung in Wohngegenden. Das hätte uns in der Telekommunikation ab 2000 sehr stark gemacht. Genau deshalb wollte die Deutsche Telekom absolut nicht, dass wir das Kabelnetz bekämen. Dieser Konflikt war hochpolitisch. Hätten wir in 2000 Mannesmann fortgeführt, hätten wir mit sehr guten Argumenten sehr gute Chancen gehabt."
Der jetzt 72-jährige zeigte Verständnis dafür, dass die Öffentlichkeit entsetzt auf die 16-Millionen-Euro-Prämie an ihn nach der Übernahme reagierte: "Die Aktionäre fanden, dass die 16 Millionen Prämie passend sei, bei dieser einzigartigen Kurssteigerung von 150 Milliarden Euro. Aber die meisten Menschen waren eben nicht Aktionäre, hatten keinen Grund, sich zu freuen und fanden meine Prämie sei zu hoch. Das verstehe ich."
Trotzdem sei der Bonus an ihn nicht rechtswidrig gewesen, sagte er. Er wäre lieber Mannesmann-Chef geblieben als das Geld zu erhalten: "Natürlich hätte ich lieber keine Prämie bekommen und weiter meine Arbeit gemacht für Mannesmann und die Aktionäre."
Quelle: Rheinische Post (ots)