Daimler-Vorstand sorgt sich um niedrige Aktienbewertung
Archivmeldung vom 22.03.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAngesichts des aktuell mageren Börsenkurses wächst im Daimler-Vorstand offenbar die Sorge vor unerwünschten Investoren. Der Kurs der Daimler-Aktie war nach Bekanntgabe und Vollzug der Trennung vom maroden US-Autobauer Chrysler zunächst auf bis zu 78 Euro geklettert. Mittlerweile ist er wieder dort, wo er herkam: bei rund 53 Euro.
Das niedrige Kursniveau könnte strategische Aktionäre mit hohem Cash flow zum Einstieg ermuntern, um künftig einen maßgeblichen Einfluss auszuüben wie beispielsweise im Fall Porsche/VW. "Wir können uns mit der erreichten Flughöhe nicht zufrieden geben", sagte Vorstandschef Dieter Zetsche laut 'Capital' auf einer internen Veranstaltung. "Unsere Investoren tun es auch nicht. Nur wer ausschöpft, was in ihm steckt, bleibt auf Dauer unabhängig."
Mit ehrgeizigen Zielen für die Umsatzrendite von im Schnitt zehn Prozent für Mercedes-Benz Cars und acht Prozent für Daimler Trucks ab dem Jahr 2010, weiter steigenden Dividenden in den kommenden Jahren und einem weiteren Aktienrückkauf-Programm, das auf der Hauptversammlung am 9. April beschlossen werden soll, will der Vorstand den Aktienkurs nach oben treiben. Der Konzernumsatz soll künftig pro Jahr um mehr als fünf Prozent zulegen. Zetsche: "Wenn wir nicht selbst dafür sorgen, dass unsere Performance dauerhaft Spitze bleibt und dass wir das Potenzial, das wir haben, auch selbst heben, dann tun das andere früher oder später - aber ohne uns."
Im Gegensatz zu VW, BMW, Peugeot, Renault, Nissan, Toyota, Hyundai oder Ford, die treue Investoren mit sehr hohen Aktienpaketen im Rücken haben, ist Daimler nahezu schutzlos. Die Deutsche Bank sowie Kuwait halten jeweils gut sieben Prozent als reine Finanzbeteiligung.
Vor einem Wachstumssprung steht laut 'Capital' die Sparte Mercedes-Benz Cars mit den Marken Mercedes-Benz, dem Kleinwagen Smart und der Luxuslimousine Maybach. Im Jahr 2007 lag der Absatz bei gut 1,28 Millionen Stück, schon in diesem Jahr steigt er laut Prognose auf mehr als 1,43 Millionen Stück und überschreitet 2009 klar die 1,5 Millionen-Marke. Dabei helfen vor allem das neue T-Modell der C-Klasse, der kleine Geländewagen GLK sowie die Neuauflage der E-Klasse.
Neben den Performance-Zielen will der Vorstand laut 'Capital' nach der Trennung von Chrysler auch eine neue Unternehmenskultur etablieren. Dabei beschäftigt die Führungsriege vor allem, wie sich jeder Einzelne verhalten sollte. In mehreren Klausuren und Workshops hat sie auf akribische Art und Weise einen Verhaltenskatalog erarbeitet: 27 "Do's" stehen nun 24 "Don'ts" gegenüber. Die gesamte Aufzählung umfasst drei Din-A4-Siten. Dabei geht es um Angewohnheiten und Routinen, die sich, so Zetsche, "eingeschliffen haben und kaum noch hinterfragt werden". Auf der Tabu-Liste stehen autoritärer Führungsstil, Besserwisserei, Einzelkämpfertum, Unfähigkeit zu delegieren, Akzeptieren von Mittelmaß, Ignorieren von Kundenwünschen, große Visionen statt ständiger Verbesserungen, Aussitzen von Problemen, Abstimmungsorgien oder die Angewohnheit, mehr zu versprechen, als man halten kann. Unmissverständlich habe Zetsche, so 'Capital' weiter, alle Führungskräfte aufgefordert, sich strikt daran zu halten: "Das ist ein Dauerauftrag. Sie können sich darauf verlassen, dass der Vorstand das außerordentlich ernst nimmt."
Quelle: Capital