Automobilverband wirft Scholz "Realitätsverweigerung" vor
Die Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Hildegard Müller, hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) im Zusammenhang mit der Krise der Auto-Industrie "Realitätsverweigerung" vorgeworfen. "Wenn der Bundeskanzler von Managementfehlern spricht, ist das Realitätsverweigerung", sagte Müller der "Bild". "Alle Studien, Daten und Fakten zeigen die Probleme unseres Standorts - und das wirkt sich nicht nur auf die Autoindustrie aus."
Deutschland werde in Rankings durchgereicht. "Natürlich ist niemand
fehlerfrei", so die Verbandschefin. "Wir haben aus unseren Fehlern
gelernt, wir investieren Rekordsummen."
Müller forderte, die
Bundesregierung müsse nun "ein klares Bekenntnis zum Industriestandort
mit einer entsprechenden Agenda ausarbeiten". Sodann müsse sie mit
"starker Stimme auch in Brüssel agieren - das allerdings passiert
aktuell genauso wenig - mit negativen Folgen für Deutschland". Zuvor war
bekannt geworden, dass die EU Zusatzzölle von bis zu 35,3 Prozent auf
E-Autos aus China verhängen wird, weshalb deutsche Autobauer
Gegenmaßnahmen fürchten.
"Die Zulieferer und der industrielle
Mittelstand generell leiden gerade besonders - und werden von der
Politik zu oft und eklatant vernachlässigt", beklagte sie. "Dabei sind
gerade auch diese Unternehmen das Fundament unseres Wohlstands. Mit
Blick auf Jobs und die Zukunftsaussichten gilt auch hier: Wir haben
keine Krise der Autoindustrie, wir haben eine Krise des Standorts."
Mit
Blick auf die Zukunft sagte Müller, die Rahmenbedingungen würden
darüber entscheiden, ob Zukunftsinvestitionen am Standort Deutschland
stattfinden. Die Autoindustrie wolle "gerne an unserem Heimatstandort
entwickeln, produzieren, Wachstum, Wohlstand und so auch Arbeitsplätze
schaffen", erklärte sie. "Wenn Energie hier drei bis vier Mal so teuer
wie in den USA oder China ist, wenn Bürokratieaufwand immer mehr Zeit
und Geld kosten und wir uns bei Steuern und Abgaben immer weiter von der
Wettbewerbsfähigkeit entfernen, wird das nicht funktionieren. Dann
werden die Arbeitsplätze der Zukunft zunehmend woanders entstehen."
Quelle: dts Nachrichtenagentur