J.-P.-Morgan-Chef Dimon: „Banken müssen wieder bankrottgehen können“
Archivmeldung vom 18.11.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Chef der amerikanischen Großbank J. P. Morgan, Jamie Dimon, setzt sich für einen weitreichenden Umbau des internationalen Finanzsystems ein.
„Niemand kann ein Interesse daran haben, dass das Finanzsystem die Weltwirtschaft noch einmal beinahe in die Knie zwingt. Also müssen wir es reparieren“, sagte Dimon in einem Interview mit dem Hamburger manager magazin (Erscheinungstermin: 20. November 2009).
Als wichtigsten Schritt, um die von der Bankenbranche ausgehenden Gefahren zu mindern, bezeichnete Dimon die Errichtung einer „starken Aufsicht, die verhindert, dass aus einzelnen Bankpleiten Risiken für das Gesamtsystem entstehen. Wir müssen dafür sorgen, dass auch eine große Bank wieder bankrottgehen kann.“ Dann müsse man das Institut abwickeln können, ohne dass die gesamte Wirtschaft und der Steuerzahler Schaden nähmen, so der J.-P.-Morgan-Chef weiter.
Die von verschiedenen Regierungen geplanten Maßnahmen zur Eindämmung exzessiver Gehälter im Bankgewerbe hält Dimon für nachvollziehbar: „Die meisten Vorschläge, die ich von Politikern und Regulatoren zu diesem Thema gehört habe, sind ganz vernünftig.“ J. P. Morgan habe vieles davon bereits umgesetzt: „Unsere Boni zahlen wir zu einem großen Teil in Aktien aus, und wir bemessen sie am langfristigen Erfolg unserer Mitarbeiter.“
Die geplanten strengeren Anforderungen an das Eigenkapital der Banken sieht Dimon hingegen kritisch: „Prinzipiell halte ich es für richtig, auf diese Weise allzu riskante Geschäfte zu erschweren oder sogar zu eliminieren. Aber die Regulatoren müssen aufpassen, dass diese Maßnahmen nicht zulasten der Kreditvergabe gehen“, warnte der Topbanker. Dann zahle am Ende der Kunde einen unverhältnismäßig hohen Preis für die zusätzlich gewonnene Sicherheit.
Quelle: manager magazin