DGB befürchtet Verlust industrieller Kerne
Archivmeldung vom 12.10.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDGB-Chefin Yasmin Fahimi hat die Politik vor dem dauerhaften Verlust wichtiger industrieller Kerne in Deutschland gewarnt. Ohne die Senkung der Industriestrompreise "besteht die Gefahr, dass Deutschland wichtige industrielle Kerne verliert, etwa in der Stahl-, Auto- und Chemieindustrie. Da droht ein volkswirtschaftlicher Schaden, den wir nie wieder gut machen können. Was einmal weg ist, ist weg", sagte Fahimi der "Rheinischen Post".
Sie sei daher weiterhin für einen staatlich heruntergedrückten
Industriestrompreis, für den es aber keine Mehrheit gebe. "Deshalb
nehmen wir alles mit Kusshand, was an Entlastung möglich ist, etwa die
vom Kanzler bereits im vergangenen Jahr vorgeschlagene staatliche
Übernahme der Netzentgelte. Das wäre ein wichtiger Schritt, denn diese
Kosten werden im kommenden Jahr nochmal massiv die Preise nach oben
treiben und damit wenig kalkulierbar machen", sagte Fahimi.
"Wir
brauchen aber einen verlässlichen und marktgerechten Korridor, in dem
sich die Strompreise für die Industrie einordnen. Und dieser Korridor
muss bis mindestens 2030 garantiert sein", erklärte die Vorsitzende des
Deutschen Gewerkschaftsbundes. Dass der deutsche Wohlstand insgesamt in
Gefahr sei, "wird von interessierten Kreisen gerne behauptet, damit die
Bürger denken, sie müssten die Gürtel enger schnallen. Gleichzeitig geht
die Schere zwischen Arm und Reich weiter auseinander. Das finde ich
zynisch", sagte sie.
"Es wird aber zu volkswirtschaftlichen
Wohlstandsverlusten kommen, wenn es nicht gelingt, die Industrie in
Deutschland zu halten", warnte sie andererseits. "Um Wohlstand zu
halten, brauchen wir allerdings auch ein gutes Bildungssystem. 2025
werden wir drei Millionen junge Menschen zwischen 20 und 35 Jahren ohne
Ausbildung auf dem Arbeitsmarkt haben, die ständig zwischen Job-Center
und prekärem Job pendeln."
Jeder vierte Schulabgänger könne heute
nicht ausreichend rechnen, lesen und schreiben, kritisierte die
DGB-Chefin. "Das ist nicht nur ein sozialer Skandal ersten Ranges, es
ist auch für die Zukunftssicherung unseres Landes komplett
kontraproduktiv", so Fahimi. Der DGB feiert am Sonntag sein 75-jähriges
Bestehen.
Quelle: dts Nachrichtenagentur