IG-Metall warnt Autoindustrie vor Stellenabbau
Archivmeldung vom 31.07.2024
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 31.07.2024 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićDie Vorsitzende der Gewerkschaft IG Metall, Christiane Benner, warnt die deutschen Automobilhersteller vor einem größeren Stellenabbau. Beschäftigte seien massiv verunsichert, sagte Benner den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
"Auf die Multikrise aus Covid, Energiekrise, Produktionseinbruch und
verschärftem internationalen Wettbewerb in der Transformation haben
Politik und Unternehmen zum Teil krisenverschärfend reagiert. Statt
kurzfristiger Margenoptimierung und Standortverlagerung müssen die
Unternehmen jetzt mit langem Atem weiter in die Zukunft investieren", so
Benner weiter.
In der vergangenen Woche hatte der Zulieferer ZF
ein großes Sparprogramm angekündigt. Auch die großen Hersteller beginnen
bereits damit, Personal abzubauen. Volkswagen bietet einem Teil seiner
Angestellten dafür umfangreiche Abfindungen an. Wegen gesunkener
Nachfrage im Inland, aber auch im wichtigsten Markt China, sehen
Auto-Experten Überkapazitäten bei den deutschen Autobauern. Versäumnisse
bei der E-Mobilität verschärfen die Krise der Konzerne. Im Inland
beschäftigen Volkswagen, BMW & Co. derzeit rund 780.000 Menschen.
"Zu
viele Menschen bauen zu wenige Automobile", sagte der Auto-Experte
Stefan Reindl den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Er geht kurz- und
mittelfristig von einem weiteren Personalabbau von bis zu einem Fünftel
der Stellen in der Automobilwirtschaft aus.
Die IG Metall und
auch der Verband der Deutschen Automobilindustrie (VDA) forderten die
Bundesregierung auf, die Standortbedingungen zu verbessern. "Dass immer
mehr Unternehmen Investitionen ins Ausland verlagern, muss für Berlin
gleichermaßen Warnsignal wie Weckruf sein: Die Bundesregierung muss
aufpassen, dass das industrielle Netzwerk, das den Wirtschaftsstandort
Deutschland ausmacht, keinen Schaden nimmt", sagte VDA-Präsidentin
Hildegard Müller gegenüber den Funke-Zeitungen.
Leider sei die
Politik in vielen Punkte nicht weitergekommen. "Weder in puncto
wettbewerbsfähige Energiepreise noch beim Thema wettbewerbsfähiges
Steuersystem und leider auch nicht ausreichend beim Thema
Bürokratieabbau", bemängelte Müller.
Die stellvertretende
Fraktionsvorsitzende der SPD im Bundestag, Verena Hubertz, sagte den
Funke-Zeitungen hingegen, die Autoindustrie sei jahrelang unterstützt
worden, auch, als noch hohe Gewinne erwirtschaftet wurden. "Wir werden
auch weiterhin unterstützen, aber wenn es zwischendurch mal nicht so gut
läuft wie sonst, ist das eben auch Teil der Marktwirtschaft", so
Hubertz. Nun seien mehr Innovationen nötig. Die Ankündigung von VW ein
E-Auto zum Marktpreis unter 20.000 Euro zu entwickeln, bezeichnete sie
als "wichtigen Schritt zum Markthochlauf in einem preisgünstigeren
Segment".
Quelle: dts Nachrichtenagentur