Lkw-Maut-Fahrleistungsindex im Dezember 2022: -4,9 % zum Vormonat
Archivmeldung vom 09.01.2023
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.01.2023 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWie das Bundesamt für Logistik und Mobilität (BALM) und das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilen, ist die Fahrleistung der mautpflichtigen Lastkraftwagen mit mindestens vier Achsen auf Bundesautobahnen im Dezember 2022 gegenüber November 2022 kalender- und saisonbereinigt um 4,9 % gesunken. Dies ist der stärkste Rückgang seit dem Einbruch der Fahrleistung im April 2020 infolge der Corona-Pandemie. Im Vergleich zum Vorjahresmonat Dezember 2021 sank der kalenderbereinigte Lkw-Maut-Fahrleistungsindex um 6,1 %. Die Lkw-Fahrleistung auf Autobahnen gibt frühe Hinweise zur aktuellen Konjunkturentwicklung in der Industrie. Der deutliche Rückgang im Dezember 2022 dürfte unter anderem durch den Wintereinbruch und hohe Krankenstände bedingt sein.
Stärkste Rückgänge in Niedersachsen und Bayern
Der Lkw-Maut-Fahrleistungsindex eignet sich nicht nur bundesweit, sondern auch in einigen Bundesländern als Frühindikator für die konjunkturelle Entwicklung. Vor allem in den industriell geprägten Flächenländern besteht ein deutlicher Zusammenhang zwischen regionaler Lkw-Maut-Fahrleistung und regionalem Umsatz im Verarbeitenden Gewerbe. In den Stadtstaaten und den weniger industriell geprägten Bundesländern ist der Zusammenhang dagegen schwächer. Den größten Rückgang der Lkw-Maut-Fahrleistung gegenüber dem Vormonat um kalender- und saisonbereinigt 6,5 % gab es im Dezember 2022 in Niedersachsen. Auch in Bayern (-5,0 %), Thüringen (-4,8 %) und Sachsen (-4,8 %) hat die Lkw-Fahrleistung gegenüber dem Vormonat vergleichsweise stark abgenommen.
Grenzüberschreitende Fahrten von und nach Tschechien und Dänemark mit stärkstem Rückgang gegenüber November 2022
Seit dem Berichtsmonat April 2022 sind auch Lkw-Maut-Indizes für grenzüberschreitende Fahrten verfügbar. Diese messen die Zahl der Ein- und Ausfahrten über die deutsche Grenze. Im Dezember 2022 sank der grenzüberschreitende Verkehr insgesamt kalender- und saisonbereinigt im Vergleich zum November 2022 um 4,8 %. Bei den grenzüberschreitenden Fahrten von und nach Tschechien gab es den stärksten Rückgang (-8,3 %). Auch der grenzüberschreitende Lkw-Verkehr aus und nach Dänemark (-8,1 %) hat gegenüber dem Vormonat vergleichsweise stark abgenommen.
Die Indizes nach grenzüberschreitenden Fahrten werden monatlich zeitgleich mit dem bereits bestehenden Lkw-Maut-Fahrleistungsindex im Internetangebot des Statistischen Bundesamtes veröffentlicht. Die Zeitreihe mit unbereinigten sowie mit kalender- und saisonbereinigten Werten beginnt im Juli 2018.
Hinweise zum Zusammenhang zwischen Lkw-Verkehr und Konjunkturentwicklung:
Wirtschaftliche Aktivität erzeugt und benötigt Verkehrsleistungen. Es besteht daher ein deutlicher Zusammenhang zwischen dem Lkw-Maut-Fahrleistungsindex und Indizes zur wirtschaftlichen Aktivität, insbesondere dem industriellen Produktionsindex. Der Lkw-Maut-Fahrleistungsindex liefert somit eine grobe Annäherung an die Entwicklung der Industrieproduktion. Da er etwa einen Monat früher verfügbar ist als der Produktionsindex, eignet er sich als Frühindikator für die aktuelle Konjunkturentwicklung. Eine Untergliederung der Ergebnisse nach Wirtschaftszweigen ist jedoch nicht möglich.
Im Zuge der Lkw-Mauterhebung werden digitale Prozessdaten unter anderem über die Fahrleistung der mautpflichtigen Lkw in Deutschland erzeugt. Das Bundesamt für Logistik und Mobilität hat daraus den Lkw-Maut-Fahrleistungsindex entwickelt, der den Verlauf der Fahrleistung nachzeichnet. Das Statistische Bundesamt bereitet den Index als saisonbereinigten Konjunkturindikator für Deutschland und die 16 Bundesländer auf.
Zusätzlich zum monatlichen Index wird ein experimenteller täglicher Lkw-Maut-Fahrleistungsindex auf nationaler Ebene veröffentlicht. Informationen zum täglichen Index finden sich im gemeinsam vom Statistischen Bundesamt, Bundesamt für Logistik und Mobilität und der Deutschen Bundesbank verfassten Aufsatz "Täglicher Lkw-Maut-Fahrleistungsindex aus digitalen Prozessdaten der Lkw-Mauterhebung" in der Ausgabe 4/2020 des Wissenschaftsmagazins WISTA des Statistischen Bundesamtes. Außerdem bietet die Website des Statistischen Bundesamtes ein Erklärvideo und einen Podcast zum Thema. Hintergrundinformationen zur Einordnung der Bundesländer-Ergebnisse bietet der Aufsatz "Der Lkw-Maut-Fahrleistungsindex für Bundesländer: ein neuer Konjunkturindikator für die regionale Industrieaktivität" in der WISTA-Ausgabe 1/2022.
Weitere Informationen:
Die monatlichen Ergebnisse zum Lkw-Maut-Fahrleistungsindex können in der Datenbank GENESIS-Online über die Tabellen 42191-0001 (Lkw-Maut-Fahrleistungsindex für Deutschland), 42191-0010 (Lkw-Maut-Fahrleistungsindizes für die Bundesländer) und 42191-0002 (Lkw-Maut-Grenzfahrtenindex), auf der Themenseite Konjunkturindikatoren und im Konjunkturmonitor des Statistischen Bundesamtes abgerufen werden.
Die Tageswerte zum Lkw-Maut-Fahrleistungsindex für Deutschland sind im Dashboard Deutschland (www.dashboard-deutschland.de) sowie im Bereich "Experimentelle Daten (EXDAT)" (www.destatis.de/exdat) und wöchentlich aktualisiert auf der Sonderseite "Corona-Statistiken" im Internetangebot des Statistischen Bundesamtes verfügbar (www.destatis.de/corona). Mit dem "Pulsmesser Wirtschaft" steht im Dashboard Deutschland auch ein Tool zur Konjunkturbeobachtung in Echtzeit bereit.
Im Rahmen der "Mautstatistiken" wertet das BALM die Mautdaten aus. Seit 2008 geführte detaillierte Tabellen stehen unter dem Namen "Mautdaten Tabellenwerk" zur Verfügung. Sowohl der Umfang des mautpflichtigen Straßennetzes als auch das der Mautpflicht zugrundeliegende Gesamtgewicht der Fahrzeuge und Fahrzeugkombinationen haben sich im Zeitverlauf verändert. Mit dem Lkw-Maut-Fahrleistungsindex werden solche strukturellen Änderungen weitgehend ausgeschlossen, sodass die konjunkturelle Entwicklung besser sichtbar wird.
Quelle: Statistisches Bundesamt (ots)