Größter deutscher Bankenskandal
Archivmeldung vom 15.06.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittBankgesellschaft Berlin/Senat bietet Anlegern Rückkauf der Fondsanteile an Abfindungsangebot inakzeptabel. 40.000 weitere Klagen erwartet. Zusätzlich klagen auch die Fondsgesellschaften selbst gegen die BGB und ihre Töchter.
Seit Februar haben die Bankgesellschaft Berlin, der Berliner Senat
und die Anleger in den kritischen LBB- und IBV- Fonds über eine
außergerichtliche Lösung verhandelt. Die geschlossenen
Immobilienfonds hatten zu einer Berliner Regierungskrise und zum
größten deutschen Bankenskandal der Nachkriegszeit geführt. Ohne
Risikoabschirmung seitens des Senats und später auch noch der EU wäre
eine Insolvenz der Bankgesellschaft Berlin damals nicht mehr
abwendbar gewesen.
Nachdem in 2004 die Vielzahl der Täuschungen, mit denen die
Anleger in die Fonds gelockt wurden, nach und nach aufgedeckt wurden,
haben zum Ende des Jahres 2004 haben rd. 6500 Kläger, etwa 13% der
Anleger, Klagen mit rd. 450 Millionen Euro Klagesumme eingereicht.
Eine Einigung über wirtschaftlich angemessene Abfindungszahlungen und
eine ausreichende Sicherheit der Anleger in den
Abfindungsvereinbarungen konnte nicht erzielt werden. Nun hat die
Bankgesellschaft Berlin ohne Zustimmung der Anlegervertreter allen
Anlegern ein Angebot zum Rückkauf der Fondanteile unterbreitet. Die
Mehrheit der Anleger wird dieses Angebot nicht annehmen, weil die
Anlegervertreter ihren Anlegern von einer Annahme abraten werden. Es
ist damit zu rechnen, dass bis 40.000 weitere Klagen eingereicht
werden.
Rechtsanwalt Dr. Wolfgang Schirp: "Zu den Hintergründen bei sehr
vielen Fonds ermittelt die Staatsanwaltschaft, in einigen Fällen
wurden mittlerweile auch bereits Anklagen erhoben. Gerade weil auch
wegen Kapitalanlagebetrug ermittelt wird, sind die Aussichten der
Zivilklagen sehr gut. Eine staatliche Landesbank hat hier mit
Verschiebungen Not leidender Immobilien und mit falschen
Prospektangaben arglose Anleger eingeworben. Niemand hätte, wenn er
um diese Machenschaften gewusst hätte, auch nur einen Cent in diese
Geldanlage investiert. Warum also sollen sich die schon einmal
geschädigten Anleger ein zweites Mal auf einen faulen Kompromiss
einlassen? Die Angebote der Bankgesellschaft Berlin boten weder
ausreichende Sicherheit, noch decken sie auch nur annähernd den
Schaden ab, der die Anleger aus der Beteiligung erwächst. Die von uns
in Zusammenarbeit mit der K&M Beratung und Management GmbH
erarbeiteten Klagen stehen. Wir haben uns auf Tausende weiterer
Klageanträge eingestellt und die Anleger gebeten, sich frühzeitig zu
melden, denn wenn alle Klageanträge erst im Dezember eingehen, können
wir nicht mehr alle bearbeiten."
Der AAA Aktionsbund Aktiver Anlegerschutz e.V. hatte mit Kerstin
Kondert eine Fachfrau in die Verhandlungen gesandt, die selbst viele
Jahre geschlossene Fonds mit konzipiert und deren K&M Beratung- und
Management GmbH, Berlin auf Fondssanierungen spezialisiert ist. Die
Diplom-Betriebsökonomin kann die abgebrochenen Verhandlungen nicht
nachvollziehen: "Wir hatten auf der Basis meiner Berechnungen
Abfindungszahlungen vorgeschlagen, die gegenüber dem prospektgemäßen
Verlauf einen Vergleichsabschlag von 10% vorsahen. Das ist mehr als
fair, wenn man die Voraussetzungen der Klagen betrachtet: Gegen eine
deutsche Staatsbank wird wegen Kapitalanlagebetrug ermittelt! Die
Kosten, die nun auf den Steuerzahler zukommen, indem er über viele
Instanzen nicht nur die Anlegerklagen sondern auch
Schadensersatzklagen auf Fondsebene bezahlen muss, liegen weit über
dem, was Senat und Bankgesellschaft Berlin im Vergleichsfall hätte
bezahlen müssen. Gleichzeitig wären die von uns vorgeschlagenen
Vergleichsvereinbarungen auch wirtschaftlich günstiger gewesen als
die Erfüllung der Garantien über die 25jährigen Garantiezeiträume.
Die Fondsgesellschaften selbst werden die Erfüllung der Garantien
einklagen und darüber hinaus Schadenersatzansprüche gegenüber der
Geschäftsführung durchsetzen. Auch hier folgt nun eine Prozesslawine.
Das alles wird uns Berliner noch viele Jahre begleiten. Und das alles
müsste nicht sein."
Quele: Pressemitteilung AAA-Aktionsbund Aktiver Anlegerschutz