Bundesbürger legen wieder mehr Geld auf die hohe Kante
Archivmeldung vom 29.10.2007
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Freigeschaltet durch Jens BrehlWie das Statistische Bundesamt zum Weltspartag am 30. Oktober mitteilt, hat jeder Einwohner in Deutschland in den ersten sechs Monaten dieses Jahres durchschnittlich 170 Euro monatlich auf die hohe Kante gelegt. Insgesamt ergibt sich eine Summe von fast 84 Milliarden Euro.
Saisonbereinigt erhöhte sich die Sparquote - gesparter Betrag bezogen auf das verfügbare Einkommen - in der ersten Hälfte 2007 im Vergleich zum ersten Halbjahr 2006 um 0,4 Prozentpunkte auf jetzt 10,9%. Damit ist das Niveau von Mitte der Neunzigerjahre wieder erreicht.
Je nach Sparneigung und Einkommen gibt es im Einzelfall deutliche Unterschiede zwischen den Haushalten. Aus den makroökonomischen Berechnungen in den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen kann jedoch nur das Sparen der privaten Haushalte insgesamt und ein Durchschnitt ermittelt werden.
Sparen heute hat wenig gemein mit dem aus dem Mittelalter stammenden Ausdruck "auf die hohe Kante legen". Während damals das Geld in Beuteln über dem Bett positioniert wurde, verwenden die privaten Haushalte ihre nicht konsumierten Einkommensteile heute sowohl für ein breites Spektrum von Rendite bringenden Finanzanlagen als auch für den Kauf investiven Sachvermögens. Vom Sparen in Höhe von gut 158 Milliarden Euro im Jahr 2006 haben die privaten Haushalte Nettoinvestitionen, das heißt Bruttoinvestitionen minus Abschreibungen, von 36 Milliarden Euro getätigt. Dazu zählen vor allem Investitionen in den Wohnungsbau. Dass die Investitionsneigung privater Haushalte gegenüber früheren Jahren gedämpft ist, zeigt der Blick zurück. So wendeten die privaten Haushalte im Jahr 1995 mit 80 Milliarden Euro mehr als das Doppelte für Nettoinvestitionen auf.
Wie die von der Deutschen Bundesbank erstellte Finanzierungsrechnung zeigt, konnten die privaten Haushalte im Jahr 2006 rund 128 Milliarden Euro der Geldvermögensbildung zuführen. Angelegt wurde das Geld vor allem bei Banken (42 Milliarden Euro), in Form von verzinslichen Wertpapieren (37 Milliarden Euro) und in Lebensversicherungen (25 Milliarden Euro). Ausführliche Informationen zur Geldvermögensbildung werden regelmäßig von der Deutschen Bundesbank, zuletzt im Monatsbericht Juni 2007, veröffentlicht. Für die Sach- und Geldvermögensbildung stehen den Haushalten neben dem Sparen auch noch die per Saldo empfangenen Vermögenstransfers, wie beispielsweise die staatliche Spar- und Eigenheimzulage, zur Verfügung.
Bei der Analyse des Sparens im Rahmen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen sind einige konzeptionelle Besonderheiten zu beachten. So zählen bewertungsbedingte Änderungen wie Kursgewinne oder -verluste bei Aktien und Wertänderungen bei Immobilien nicht zum Sparen, da sie nicht aus erwirtschaftetem Einkommen entstanden sind. Der durch Abschreibungen ausgedrückte Verzehr von Werten - bei privaten Haushalten sind dies vor allem Abschreibungen auf eigengenutzte und vermietete Wohnungen - reduziert das verfügbare Einkommen privater Haushalte und damit auch das Sparen.
Quelle: Pressemiteilung Statistisches Bundesamt