Verspätungen bescheren Bahn 700 Millionen Euro Umsatzverlust
Verspätungen, Streiks und immer mehr Baustellen im maroden Schienennetz haben bei der Deutschen Bahn 2024 einen enormen wirtschaftlichen Schaden verursacht. Den daraus folgenden Umsatzverlust beziffert Bahnchef Richard Lutz allein im Fernverkehr auf 700 Millionen Euro.
"Von den Streiks im ersten Halbjahr mal abgesehen, waren die Hauptgründe
unpünktliche Züge, ungeplante Baumaßnahmen und eine dadurch bedingt
stärkere Kaufzurückhaltung, insbesondere bei Geschäftskunden", sagte
Lutz dem "Tagesspiegel" (Samstagausgabe). Hinzu kommen die
Entschädigungen für Fahrgäste wegen mehr als einer Stunde verspäteter
Fernzüge. "Das wird ein deutlich dreistelliger Millionenbetrag", sagte
Lutz. Das führt dazu, dass die DB Fernverkehr 2024 einen Verlust
erwirtschaften wird.
70 Prozent pünktliche Fernzüge hatte sich
Lutz für 2024 vorgenommen. Wenige Tage vor dem Jahreswechsel zeichnet
sich nun ab, dass nicht mal 65 Prozent von ihnen mit weniger als sechs
Minuten Verspätung ihr Ziel erreichen werden. Auch für 2025 will Lutz
nicht 70 Prozent Pünktlichkeit versprechen. Zumindest an den Festtagen
erwartet er aber pünktliche Züge: "Wir haben im Weihnachtsverkehr
traditionell alles auf den Schienen, was rollt. Wir reduzieren auch
unsere Bautätigkeit", sagte Lutz. Dadurch erhole sich die Pünktlichkeit
in den beiden letzten Dezemberwochen. "Insofern muss sich niemand Sorgen
machen."
Um die Pünktlichkeitskrise zu lösen, hat der
Aufsichtsrat der Bahn am Freitag die Generalsanierung von elf weiteren
Hauptstrecken bis Ende 2027 beschlossen. Die Entscheidung fiel, nachdem
der Haushaltsausschuss im Bundestag am Mittwoch die Rückzahlung von 2,7
Milliarden Euro an den Konzern bewilligte. Er erhält nun trotz
vorläufiger Haushaltsführung laut "Tagesspiegel"-Bericht auch 8,5
Milliarden Euro zusätzliches Eigenkapital.
Lutz zeigte sich
erleichtert über die Entscheidung: "Die Zuspitzung der Krise hat auch
bei uns im Unternehmen Denkblockaden gelöst und radikal neue Lösungen
ermöglicht", sagte er. "Eine Vollsperrung einer zentralen Strecke wie
der Riedbahn wurde früher als Teufelszeug betrachtet." Nun sei die jetzt
sanierte Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim die Blaupause für
Sanierungen von 1.500 Kilometern im Kernnetz bis Ende 2027.
Quelle: dts Nachrichtenagentur