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Ex-EZB-Chefvolkswirt Issing: EZB droht Glaubwürdigkeit zu verlieren

Archivmeldung vom 26.09.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 26.09.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Gebäude der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt am Main
Gebäude der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt am Main

Foto: Bjweeks
Lizenz: CC-BY-2.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Die Europäische Zentralbank (EZB) droht ihre Glaubwürdigkeit zu verlieren, fürchtet ihr ehemaliger Chefvolkswirt Otmar Issing. "Viele Bürger sprechen mich auf der Straße an. Die Sparer sind tief verunsichert und sie haben allen Grund dazu", sagte Issing der "Welt". Wenn die EZB nun unbegrenzt Staatsanleihen von Problemländern aufkaufe, riskiere sie damit ihre politische Unabhängigkeit. "Die EZB ist nicht dafür da, die Versäumnisse der Politik zu korrigieren." Wenn die EZB einspringe, werde der Reformeifer in vielen Ländern erlahmen.

Explizit sprach sich Issing auch dagegen aus, die Bankenaufsicht bei der EZB anzusiedeln. Die jetzige Geldpolitik könne auf mittlere Sicht Inflation nach sich ziehen.

Im aktuellen Streit zwischen EZB und Bundesbank stärkt Issing, der als einer der Väter des Euro gilt, weil er 1998 maßgeblich die Politik der EZB entwickelt hat, Bundesbankchef Jens Weidmann den Rücken. "Die Gemeinschaftswährung ist kein teutonisches Konzept, das anderen Staaten oktroyiert wurde. Es war der Wunsch aller: Der Euro sollte Nachfolger der erfolgreichen, stabilen D-Mark werden, und entsprechend wurde das Mandat der Geldpolitik strikt auf Inflationsbekämpfung ausgerichtet." Es sei schlicht eine Dolchstoßlegende, wenn heute aus vielen Ländern anderes behauptet wird. "Man könnte es auch Geschichtsfälschung nennen, es wäre die Aufkündigung einer Abmachung."

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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