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Zeitung: Fachkräftemangel in der Altenpflege wird deutlich überschätzt

Archivmeldung vom 08.10.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.10.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de

In Deutschland fehlen weit weniger Altenpfleger bislang angenommen. Die jüngste Prognose des Statistischen Bundesamtes, die aktuell 34.000 fehlende Alten- und Krankenpfleger bundesweit angibt, basiert laut Recherchen der Tageszeitung "Die Welt" auf unzutreffenden Annahmen. Wie eine Wissenschaftlerin des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden bestätigte, geht die Berechnung davon aus, dass alle Pflegebedürftigen komplett von examinierten Alten- und Krankenpflegern versorgt würden. Tatsächlich müssen jedoch laut gesetzlicher Vorgaben in den meisten Bundesländern lediglich 50 Prozent aller Pfleger in Altenpflegeheimen die dreijährige Ausbildung absolviert haben, der Rest können angelernte Hilfskräfte sein.

Unabhängige Wirtschaftswissenschaftler gehen davon aus, dass der tatsächliche Fachkräftemangel in der Altenpflege derzeit weit geringer ist. "Deutschlandweit beobachten wir bisher noch keinen Fachkräftemangel", sagt etwa Dennis Ostwald, Geschäftsführer des Wirtschaftsforschungsinstituts WifOR in Darmstadt. Eine Lücke sei derzeit zwar in strukturschwachen Regionen wie Mecklenburg-Vorpommern zu beobachten, sagt der Ökonom, der derzeit an einer Studie zu regionalen Unterschieden auf dem Arbeitsmarkt für Gesundheitsberufe forscht. In anderen Bundesländern dagegen bestehe derzeit eher ein Über- als ein Unterangebot mit Pflegefachkräften. "In Baden-Württemberg etwa kommen auf rund 41.000 Pfleger rund 1.800 als offen gemeldete Stellen. Angesichts dieses kleinen Anteils schon von einem Mangel zu sprechen, wäre sicher nicht angebracht."

Auch die Interessenverbände der Altenpflege nutzen in den von ihnen verbreiteten Statistiken teilweise Zahlen, in denen Fachkräfte mit ungelernten Hilfskräften in einen Topf geworfen werden. Manche Schätzungen gehen auch davon aus, dass in Zukunft ein größerer Anteil der Pflegebedürftigen als bisher in Altenheimen versorgt werden wird - was den für die Zukunft prognostizierten Mangel weit dramatischer erscheinen lässt als er tatsächlich sein dürfte.

Die Schätzungen darüber, wie viele Altenpfleger in Zukunft zu wenig verfügbar sein werden, gehen je nach Forschungsinstitut und Auftraggeber weit auseinander. Während das Statistische Bundesamt für das Jahr 2025 einen Fachkräftemangel von 152.000 für den weiter gefassten Begriff der Alten- und Krankenpflege prognostiziert, spricht der Branchenverband bpa von einer Lücke von 200.000 Altenpflegern im Jahr 2020. Relevant ist dies vor dem Hintergrund, dass, wie die "Welt am Sonntag" vergangene Woche berichtete, etwa jedes fünfte Altenpflegeheim in Deutschland im Verdacht steht, seine Bewohner und die Krankenkassen zu betrügen, indem es weniger ausgebildete Altenpfleger beschäftigt als gesetzlich vorgeschriebenen 50 Prozent. Wo jedoch drastischer Personalmangel herrscht, so die Argumentation der Verbände, trifft den Heimbetreiber keine Schuld, wenn bei der Kontrolle durch die staatliche Aufsicht eine zu niedrige Fachkraftquote auffällt.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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