Wells Fargo zahlt für Scheinkonten 185 Mio. Dollar
Archivmeldung vom 10.09.2016
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer US-Finanzdienstleister Wells Fargo wurde zu einer Geldstrafe von 185 Mio. Dollar verdonnert. Der Grund: Seit dem Jahr 2011 hat das Unternehmen hunderttausende Konten für Kunden eröffnet, ohne dazu deren Auftrag oder Einverständnis zu haben. Zudem sollen Mitarbeiter ungefragt Kreditkarten beantragt und sogar falsche E-Mail-Adressen eröffnet haben, um Kunden zum Online-Banking anzumelden.
Nach dem Auffliegen der Praktiken bei Wells Fargo hatten drei US-Behörden umfangreiche Ermittlungen gegen das Institut aufgenommen. Der Löwenanteil der Strafzahlung geht mit 100 Mio. an das staatliche Consumer Financial Protection Bureau (CFPB), das nach der Finanzkrise geschaffen wurde und in der Branche bei vielen Bankmanagern relativ unbeliebt ist. Es handelt sich um die bisher höchste Strafe dieser Behörde.
Neben der Strafe hat Wells Fargo auch rund 2,6 Mio. Dollar an Gebühren an die betroffenen Konsumenten überwiesen, das entspricht rund 25 Dollar pro Konto. Wells-Fargo-Chef John G. Stumpf hat nach dem Bekanntwerden zu erhöhter Aufmerksamkeit aufgerufen: "Wenn Sie je ein Verhalten bemerken, das mit unserem Ethik-Kodex unvereinbar ist, melden Sie das bitte sofort bei Ihrem Vorgesetzten, der Personalabteilung oder dem anonymen Ethik-Telefon."
Anreize für Banker als Hauptursache
Im Zusammenhang mit den Unregelmäßigkeiten hat der Finanzriese aus San Francisco von 2011 bis 2016 rund 5.300 der insgesamt 268.000 Angestellten entlassen. Das Fehlverhalten führen die Ermittler vor allem auf finanzielle Anreize für die Banker zurück. Einige von ihnen fühlten sich offenbar stark unter Druck, die Zahl der Konten und Kreditkarten in ihrem Bereich zu erhöhen. "Finanzielle Anreize können schwer wiegende rechtliche Folgen haben", unterstreicht CFPB-Direktor Richard Cordray. Sorgfältige Kontrollen seien unabdingbar.
Erst vor wenigen Tagen hatte Wells Fargo mit einer Werbekampagne für Schlagzeilen gesorgt. Jungen Menschen wurde geraten, die Kunst an den Nagel zu hängen und stattdessen lieber eine seriösere Karriere anzustreben. Kernaussage der Anzeige, die vergangene Woche für Entrüstung gesorgt hat: Ballerinas und Schauspieler seien "von gestern", Botaniker und Ingenieure hingegen "von heute".
Quelle: www.pressetext.com/Florian Fügemann