Europäische Stahlindustrie fürchtet höhere Importe aus Russland
Archivmeldung vom 02.07.2012
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtDie europäische Stahlindustrie fürchtet sich vor höheren Importen aus Russland. Mit dem Beitritt des Landes zur Welthandelsorganisation WTO im September öffnen sich die Grenzen für russischen Stahl; bislang sind die Importe durch eine Quote limitiert. "Insgesamt sind langfristig 60 bis 70 Prozent der europäischen Stahlkapazitäten dadurch bedroht", sagte Wolfgang Eder, Chef von Voestalpine und Präsident des europäischen Stahlverbands Eurofer, dem "Handelsblatt" (Montagausgabe).
Der Manager spricht sich daher für einen schnellen Abbau bestehender Überkapazitäten aus. "In Europa haben wir eine reale Kapazität von 210 Millionen Tonnen, das entspricht in etwa der Rekordproduktion aus dem Jahr 2007. Davon sind 30 bis 50 Millionen Tonnen zu viel." Der Chef von Tata Steel Europe, Karl-Ulrich Köhler, sieht die Konkurrenz aus Russland bei den Produktionskosten im Vorteil, da diese oftmals über eigene Rohstoffvorkommen verfügen.
"Außerdem haben die Russen weniger Umweltauflagen und können daher billiger produzieren." Die zunehmende Konkurrenz aus Russland trifft Europas Stahlindustrie zudem in einer schwierigen Zeit. "Nach einer besseren Nachfrage im ersten Quartal, hat sich diese seit April verschlechtert", sagte Eder.
Verantwortlich für die jüngsten Verwerfungen ist die sich verschärfende Eurokrise. "Auch andere Branchen leiden unter der ungeklärten Situation. Diese Instabilität wirkt sich auf die Stahlbranche aus." Aus Sicht von Tata Steel wird in diesem Jahr der Stahlabsatz in Europa um 2,5 Prozent sinken. Erst für das kommende Jahr rechne er mit einer Entspannung, sagte Köhler.
Quelle: dts Nachrichtenagentur