Die Zins-Tricks der Deutschen Bank
Archivmeldung vom 25.06.2008
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Freigeschaltet durch Oliver RandakJetzt will auch die Nummer eins gierige Anleger einfangen: fünf Prozent für ein Jahr. Aber danach gibt es fast nichts mehr – wegen tückischer Vertragsklauseln.
Deutschlands größte Bank gibt sich alle Mühe – endlich – die Sprache
ihrer Kunden zu sprechen: „Jetzt Super-Sparzinsen sichern“ bei der Bank
„mit dem besten Service“. Wer der Aufforderung gehorcht, ist mit seiner
„Prozentjagd am Ziel“ – dank eines „wirklich attraktiven“ Angebots.
Super?
Service? Attraktiv? Und damit ist wirklich die Deutsche Bank gemeint?
Der oft als kaltherzig empfundene Mega-Konzern, der einmal versucht
hat, treue Kunden zum Schmalspur-Geldhaus „Deutsche Bank 24“
abzuschieben und seit Kurzem mit der Billig-Tochter Norisbank auch im
Geizhals-Segment fischt?
Hohe Prozente, viel Power
In der Tat, der Banken-Primus
scheint es mit seinem Produkt „FestzinsSparen“ dieses Mal ernst zu
meinen: fünf Prozent für jeden Euro zwischen 2500 und 100 000. Das ist
deutlich mehr als die früher einmal so aggressiven Online-Banken
ING-Diba & Co. zu zahlen bereit sind. Den Deutsche-Bank-Zins
bekommt, wer sein Geld für ein Jahr fest anlegt. Außerdem kann er das
komplette Filialnetz nutzen und sich unbegrenzt sicher fühlen – dank
des höchsten Einlagen-Schutzes aller deutschen Banken.
Die
Deutsche Bank hat also offensichtlich gelernt, leider aber auch von den
Lockvogel-Anbietern der Geldbranche. Denn der Blick ins Kleingedruckte
offenbart nicht nur Kleinkrämerei, sondern auch Kalkulationstricks und
Knebelklauseln:
– Die Deutsche Bank schreibt die fünf Prozent
erst am Ende der zwölf Monate gut. Viele Konkurrenten überweisen die
ähnlich hohen Zinsen für ihr Tagesgeld einmal im Monat. Für den Anleger
ist das meist besser, weil der Zinseszinseffekt ihn belohnt.
–
Das Institut bestraft jeden Kunden, der nicht rechtzeitig kündigt. Der
Zinsjäger muss sich „mindestens drei Monate“ vor Ende der zwölf Monate
melden. Sonst nimmt sich die Bank das Recht, frei zu entscheiden, was
sie mit dem Geld des Kunden macht.
Möglichkeit 1: Sie
führt das Guthaben als „Spareinlage mit drei Monaten Kündigungsfrist“
weiter. Dafür zahlt sie zurzeit mickrige 0,5 Prozent Zinsen – ein
Zehntel des „Super-Zinses“. Böser Verdacht: Die Deutsche Bank rechnet
insgeheim damit, dass viele Sparer diese unüblich frühe Kündigungsfrist
verpassen. So etwas nennt man in der Geldbranche kühl
„Mischkalkulation“
.Möglichkeit 2: Sie knebelt die
Vertrauensseligen Sparer, die nicht rechtzeitig gekündigt haben und
schließt automatisch einen neuen Fest-Zins-Vertrag ab („Prolongation“).
Ein gefährlicher Freibrief: Die Bank bestimmt den „dann jeweils
geltenden Zinssatz“, verspricht aber gnädig, diesen neuen Zins dem
Kunden „rechtzeitig“ mitzuteilen – was auch immer „rechtzeitig“
bedeutet.
Fazit: Was gut beginnt, endet in allzu vielen
Fußnoten und Nebenbedingungen. Jeder Anleger mag selbst entscheiden:
Stimmt der Deutsche-Bank-Spruch „Leistung aus Leidenschaft“ – oder ist
es doch wieder nur „Leistung, die Leiden schafft“?