DGB fürchtet Einbruch des Lehrstellenangebots
Archivmeldung vom 15.04.2020
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Freigeschaltet durch André OttDer Deutsche Gewerkschaftsbund warnt davor, dass die Coronakrise zu einem Einbruch bei der Berufsausbildung im nächsten Ausbildungsjahr führen könnte.
"Insgesamt gibt es noch knapp 430.000 Ausbildungsbetriebe in Deutschland und wenn jetzt schon 650.000 Betriebe Kurzarbeit angemeldet haben, zeigt das, wie groß die Herausforderungen im kommenden Ausbildungsjahr werden", sagte die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack dem "Handelsblatt".
Denn in diesen Monaten würden eigentlich die Verträge für die kommenden Azubis unterzeichnet. "Damit nicht die Schwächsten in der Coronakrise ihre Zukunftschancen verlieren, werden wir im kommenden Jahr neben der betrieblichen Ausbildung verstärkt außerbetriebliche Angebote brauchen", sagte die DGB-Vize. Wie viele Azubis am Ende des Sommers trotz Corona eine Lehre beginnen können, dazu "lässt sich derzeit noch keine Prognose abgeben", sagte Achim Dercks, Vize-Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), dem "Handelsblatt".
Grundsätzlich gelte: "Je schneller die Einschränkungen für die Wirtschaft und das öffentliche Leben gelockert werden können, umso besser sind auch die Aussichten für neue Azubis und die Chancen auf Übernahme nach der Ausbildung", so Dercks.
Um die Lage der Ausbildungsbetriebe sofort zu erleichtern, müssten sie "vom ersten Tag an Kurzarbeitergeld auch für Azubis erhalten", forderte er. Bislang müssten die Betriebe die Ausbildungsvergütung sechs Wochen lang voll weiterzahlen "auch wenn sie zurzeit überhaupt keinen oder nur geringen Umsatz haben".
Das stelle gerade kleine Unternehmen vor große Probleme. Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer warnt, es müsse "unbedingt vermieden werden, dass Betriebe, die von der Krise massiv betroffen sind, in der Folge ihre Ausbildungsleistung einschränken oder gar einstellen müssen." Die Politik müsse daher "alles daran setzen, die Liquidität der Betriebe auch weiterhin schnell und unkompliziert abzusichern", sagte Wollseifer dem "Handelsblatt". Das stabilisiere indirekt auch die Ausbildung. Daneben müsse die "Allianz für Aus- und Weiterbildung" von Politik und Wirtschaft "rasch gemeinsam tragfähige Antworten entwickeln". Denn "jeder Azubi, der zukünftig nicht mehr ausgebildet werden kann, wird den Fachkräftemangel verschärfen".
Quelle: dts Nachrichtenagentur