IfW: Sozialversicherung macht 2014 Defizit
Archivmeldung vom 22.01.2014
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Freigeschaltet durch Doris OppertshäuserDie Sozialversicherung wird in diesem Jahr ein Defizit in Höhe von rund 900 Millionen Euro erwirtschaften. Dies geht aus Berechnungen des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) hervor, die der "Welt" vorliegen. 2012 hatte die Sozialversicherung noch ein kräftiges Plus von über 16 Milliarden Euro eingefahren. Im Vorjahr hat der Überschuss laut IfW-Berechnung 3,8 Milliarden Euro betragen. Die Rentenversicherung wird der Prognose zufolge ein Defizit von 200 Millionen Euro machen. Grund dafür sind höhere Renten von deutlich über zwei Prozent und Mehrausgaben durch die schwarz-roten Rentenreformen, die ab Jahresmitte greifen sollen.
Die Krankenversicherung wird 2014 ebenfalls mit 200 Millionen Euro im Minus liegen. Urache hierfür sind vor allem gekürzte Bundeszuschüsse. Die Pflegeversicherung wird laut IfW ein Defizit von 300 Millionen Euro erwirtschaften. Hier schlagen steigende Ausgaben für Demenzkranke zu Buche. "Sonstige Versicherungen, wie die landwirtschaftliche Alterskasse oder die gesetzliche Unfallversicherung liegen mit 500 Millionen Euro im Minus. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) wird dem IfW zufolge dagegen ein Plus von 300 Millionen Euro erwirtschaften. Grund dafür ist die gute Beschäftigungslage und die günstige Konjunkturentwicklung.
Auch nach 2015 dürfte die BA beträchtliche Überschüsse anhäufen, prognostiziert IfW-Forscher Alfred Boss. "Die Bundesregierung sollte die Beiträge zur Arbeitslosenversicherung zum Jahr 2015 daher um 0,2 Prozentpunkte senken", fordert Boss. "Wie die Erfahrung zeigt, würde die Absicht, Überschüsse anzusammeln, wohl jämmerlich scheitern." Weil die Renten auch von der Höhe der Beitragssätze abhängen, fällt die Rentenanpassung am 1. Juli 2015 laut Boss um 0,91 Prozentpunkte geringer aus, als wenn der Rentenbeitrag wie gesetzlich vorgesehen Anfang dieses Jahres gesenkt worden wäre. Die Rentenversicherung hat dadurch laut Boss 2015 Minderausgaben von rund 1,2 Milliarden und 2016 von rund 2,5 Milliarden Euro.
Über diesen Mechanismus finanzieren somit auch die Profiteure der schwarz-roten Rentenreformen einen Teil ihrer höheren Leistungen. Eine Mutter mit 700 Euro Rente, die wegen der Mütterrente monatlich 28 Euro mehr bekommt, hat laut IfW aufgrund der geringeren allgemeinen Rentenleistungen nur 21 Euro mehr in der Tasche. Ebenfalls mindert die abschlagsfreie Rente mit 63 die Anhebung der allgemeinen Rentenleistungen, da die Rentenhöhe auch vom "Nachhaltigkeitsfaktor abhängt, dem Verhältnis von Beitragszahlern zu Rentenbeziehern. Da wegen der Rente mit 63 die Zahl der Beitragszahler sinkt und die der Rentner steigt, steigen die Renten insgesamt langsamer.
Quelle: dts Nachrichtenagentur