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Wirtschaftsinstitute kappen Konjunkturprognose

Archivmeldung vom 27.03.2024

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 27.03.2024 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Mary Smith
Bild: Gerd Altmann/Hans Braxmeier / pixelio.de
Bild: Gerd Altmann/Hans Braxmeier / pixelio.de

Die führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute erwarten nur noch ein minimales Wachstum im Jahr 2024. Die Prognose für den Anstieg der Wirtschaftsleistung im laufenden Jahr werde auf 0,1 Prozent gesenkt, heißt es in der am Mittwoch veröffentlichten Gemeinschaftsdiagnose. Im Herbst hatten die Institute noch mit einem Wachstum von 1,3 Prozent gerechnet.

Für 2025 prognostizieren die Institute ein Wachstum von 1,4 Prozent (bislang 1,5 Prozent). Laut Frühjahrsgutachten geht eine bis zuletzt zähe konjunkturelle Schwächephase mit schwindenden Wachstumskräften einher. In der lahmenden gesamtwirtschaftlichen Entwicklung überlagern sich konjunkturelle und strukturelle Faktoren. Zwar dürfte ab dem Frühjahr eine Erholung einsetzen, die Dynamik werde aber insgesamt nicht allzu groß ausfallen. "Im bisherigen Dreiklang aus lahmender Konjunktur, lähmender Politik und leidendem Wachstum ändert sich nur die konjunkturelle Tonlage von Moll auf Dur", sagte Stefan Kooths, Konjunkturchef am Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW), zur Begründung für die deutlich schwächere Prognose. Im laufenden Jahr avanciert der private Konsum den Instituten zufolge zur wichtigsten Triebkraft für die Konjunktur, im kommenden Jahr dann vermehrt auch das Auslandsgeschäft. Derzeit bewege sich die Wirtschaftsleistung auf einem Niveau, das kaum über dem vor der Pandemie liege. Seitdem trete die Produktivität in Deutschland auf der Stelle. 

Außen- und binnenwirtschaftlich habe es zuletzt mehr Gegen- als Rückenwind gegeben, hieß es weiter. Der private Konsum sei später und weniger dynamisch angezogen als bislang erwartet. Die deutschen Ausfuhren gingen trotz steigender weltwirtschaftlicher Aktivität zurück, vor allem, weil die Nachfrage nach den für Deutschland bedeutsamen Investitions- und Vorleistungsgütern schwach gewesen sei und die preisliche Wettbewerbsfähigkeit bei energieintensiven Gütern gelitten habe. Zudem belaste fortwährende Unsicherheit über die Wirtschaftspolitik die Unternehmensinvestitionen, die sich trotz der erwarteten Belebung im kommenden Jahr dann auf dem Niveau des Jahres 2017 bewegen dürften, so die Wirtschaftsforscher. Die Effektivverdienste werden der Prognose zufolge in den Jahren 2024 und 2025 voraussichtlich um 4,6 bzw. 3,4 Prozent zulegen. Damit dürften die Reallöhne über den gesamten Prognosezeitraum zunehmen und die Verluste aus dem Jahr 2022 und dem ersten Halbjahr 2023 langsam wieder aufholen. Das Niveau von Ende 2021 - also vor dem drastischen Inflationsschub - werde aber voraussichtlich erst im zweiten Quartal 2025 erreicht. Insgesamt erwarten die Institute einen Anstieg der Verbraucherpreise um 2,3 Prozent im laufenden und um 1,8 Prozent im kommenden Jahr. Bereinigt um den dämpfenden Effekt der Energiepreise ergeben sich Kerninflationsraten von 2,8 (2024) und 2,3 Prozent (2025). Ein "robuster Arbeitsmarkt" stütze unterdessen die konsumbezogenen Auftriebskräfte. Die realen Lohnstückkosten nähmen im Zuge der Lohnsteigerungen zwar wieder deutlich zu, blieben aber beschäftigungsfreundlich, so die Ökonomen. Die Arbeitslosigkeit dürfte nur noch geringfügig steigen und bereits ab dem Frühjahr wieder sinken. 

Auf Jahressicht prognostizieren die Institute Arbeitslosenquoten von 5,8 (2024) und 5,5 Prozent (2025). Die Fehlbeträge im gesamtstaatlichen Haushalt gehen nach Einschätzung der Institute in Relation zur Wirtschaftsleistung von 2,1 Prozent im Vorjahr auf 1,6 (2024) und 1,2 Prozent (2025) zurück. Die Einnahmenquote der öffentlichen Hand erreicht in den beiden Prognosejahren mit 47,5 und 48,4 Prozent jeweils gesamtdeutsche Rekordwerte. Wirtschaftspolitisch empfehlen die Wirtschaftsforscher eine "behutsame Reform der Schuldenbremse" basierend auf dem Vorschlag der Deutschen Bundesbank, der mehr schuldenfinanzierte Investitionen als bislang zulässt. Zudem regen sie an, die Defizitbegrenzung nach einem Ziehen der Ausnahmeklausel nicht mehr abrupt, sondern stufenweise wieder scharf zu stellen. Wichtiger sei aber eine Neugestaltung der staatlichen Finanzverfassung, um kommunale Investitionstätigkeit - gut 40 Prozent der gesamten öffentlichen Investitionen- besser von konjunkturell bedingten Haushaltsnöten abzuschirmen. Die sogenannte "Gemeinschaftsdiagnose" wird durch die Institute Ifo, DIW, IfW, RWI und IWH im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums erstellt. Sie dient der Bundesregierung als Basis für ihre eigene Projektion, die wiederum als Grundlage für die Steuerschätzung herangezogen wird.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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