"Es gibt keine wissenschaftliche Belege dafür, dass ältere Menschen weniger produktiv sind"
Archivmeldung vom 06.01.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittUnternehmen sollten stärker auf ältere Mitarbeiter bauen, damit ihnen nicht wertvolles Know-how verloren gehe, wenn ab 2015 die so genannten "Baby-Boomer" ins Rentenalter kommen. Das rät Dr. Sven Völpel, Professor für Betriebswirtschaft am Jacobs Center für lebenslanges Lernen der Internationalen Universität Bremen, in einem Interview mit dem Verlag für die Deutsche Wirtschaft, Bonn.
In den nächsten Jahren seien qualifizierte Mitarbeiter Mangelware.
Der Kampf um Talente habe bereits eingesetzt. "Wer in einigen Jahren
qualifizierte und erfahrene Mitarbeiter halten will, muss jetzt die
Weichen stellen," rät Völpel den Unternehmen.
"Es gibt keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass ältere
Mitarbeiter weniger produktiv sind", so Völpel. Ältere Menschen
würden nicht in den Ruhestand geschickt, weil sie weniger produktiv
als jüngere seien, sondern, weil sie zu teuer seien: Ein 50-Jähriger
am Fließband koste 50 % mehr als ein jüngerer Mitarbeiter, der
dieselbe Tätigkeit ausübe. Hinzu kamen bis 2006 staatliche
Subventionen für Unternehmen, die sich von älteren Mitarbeitern
getrennt haben. D. h. wirtschaftliche Gründe und politische
Rahmenbedingungen hätten dazu geführt, dass Menschen mit 50 gekündigt
wurde.
Ältere Mitarbeiter wollten weiter lernen und sich verändern. "In
der Regel bekommt jedoch heute jemand über 45 keine Fortbildung mehr,
weil diese zu teuer sind", so Völpel. Mit der demographischen
Entwicklung ändere sich jedoch das Bild: Ein Mitarbeiter, der mit
Mitte 40 geschult werde, habe bei künftig längerer Lebensarbeitszeit
durchaus Zeit, die Investition durch Leistung zurückzuzahlen.
"Eine preiswerte Lösung für Firmen ist Job-Rotation. Auch über horizontale Karriereschritte - zur Seite, statt nach oben - werden neue Aufgabengebiete erschlossen, die älteren Mitarbeitern wieder neue Perspektiven eröffnen," rät Völpel den Unternehmen.
Quelle: Pressemitteilung Verlag für die Deutsche Wirtschaft AG