Altenpflegebranche beklagt Ausbeutung osteuropäischer Kräfte wie in der Fleischindustrie
Archivmeldung vom 24.07.2020
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Freigeschaltet durch André OttVertreter der Altenpflegebranche vergleichen die Lage osteuropäischer Betreuungskräfte mit der von Beschäftigten der Fleischindustrie. Der Geschäftsführer des Bundesverbands der Betreuungsdienste, Thomas Eisenreich, sagte der Düsseldorfer "Rheinischen Post": "In der Branche der sogenannten selbstorganisierten 24-Stunden-Pflegekräfte haben wir oftmals genauso prekäre Arbeitsbedingungen und Beschäftigungsverhältnisse wie in der Fleischindustrie, in der Landwirtschaft oder auf dem Bau."
Osteuropäische Pflegekräfte bekämen zwischen 1500 und 1700 Euro im Monat. Die "24 Stunden-Betreuung" sei oft wörtlich zu nehmen, was einem Stundenlohn von 2,08 Euro entspreche. Die Unterbringung sei teilweise skandalös, etwa wenn Betreuer im ehemaligen Ehebett neben der Pflegeperson schlafen müssten.
"Wenn wir nationale Maßstäbe an eine 24-Stunden-Betreuung anlegen, sind das etwa 3,5 Stellen, damit Urlaub, freie Tage und Urlaubszeiten gewährt werden können. Das wären circa 9100 Euro pro Monat." Das könne sich aber niemand leisten. Die Corona-Krise habe gezeigt: "Ohne die mehr als 200.000 osteuropäischen Betreuungs- und Pflegekräfte, die in privaten Haushalten meist ohne Arbeitsvertrag beschäftigt werden, würde der Pflegenotstand noch offensichtlicher als schon bekannt." Die Politik scheue sich jedoch, wirksam gegen die Missstände vorzugehen, weil das für den Staat teuer werde.
"Sie sollte sich aber sehr bewusst sein, dass das System ohne die osteuropäischen Betreuungskräfte in Deutschland zusammenbrechen würde." Eisenreich forderte, die Schwelle für Sachleistungen für die Pflegebedürftigen zu senken, damit sie mehr Leistungen aus der Pflegekasse bekämen. "Dadurch könnten osteuropäische Pflege entlastet werden und hätten wie im deutschen Arbeitsrecht vorgeschrieben auch Pausen und Ruhezeiten."
Quelle: Rheinische Post (ots)