Scharfe Kritik an Ökostrom-Entlastung für die Industrie
Archivmeldung vom 16.06.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie stärkere Beteiligung von Privatkunden an den Kosten für Ökostrom stößt bei Verbraucherschützern auf Kritik. "Bei allen Sympathien für die erneuerbaren Energien müssen wir aufpassen, dass die Verbraucher nicht übermäßig belastet werden", sagte Holger Krawinkel vom Bundesverband der Verbraucherzentralen dem Tagesspiegel.
Die Bundesregierung hatte am Donnerstag
beschlossen, die Industrie bei den Kosten für Ökostrom zu entlasten.
Der Fehlbetrag in Höhe von rund 400 Millionen Euro soll dafür den
privaten Stromkunden in Rechnung gestellt werden. Laut
Umweltministerium muss ein durchschnittlicher Haushalt einen Euro
mehr pro Jahr bezahlen.
"Das ist zwar nicht viel", sagte Krawinkel. Der Vorgang zeige aber
exemplarisch, wie gut die Industrie ihre Interessen in der
schwarz-roten Koalition durchsetzen könne. "Wir hätten zwingend eine
Intervention von Verbraucherschutzminister Horst Seehofer (CSU)
erwartet", sagte Krawinkel. "Aber nichts dergleichen ist geschehen."
Die Regierung hatte ihren Beschluss damit begründet, dass die
energieintensive Industrie unter den hohen Strompreisen besonders
leide.
Kritik kam auch vom Bundesverband Erneuerbarer Energien (BEE).
"Wir fühlen uns missbraucht", sagte Geschäftsführer Milan Nitzschke
dem Zeitungsbericht zufolge. "Hier wird der Eindruck erweckt, dass
die erneuerbaren Energien für die steigenden Strompreise
verantwortlich seien. Das ist nicht der Fall." Derzeit müssten die
Verbraucher für Wind, Sonne und Biomasse 0,55 Cent je Kilowattstunde
zahlen. Davon jedoch entfielen allein 0,1 Cent auf die Härtefallregel
für die Industrie.
Quelle: Pressemitteilung Der Tagesspiegel