BDI fordert von Künast:"Kauft deutsch" noch mal überdenken
Archivmeldung vom 09.08.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittZur Forderung von Ministerin Künast, alle Deutschen sollten nur noch deutsche Produkte kaufen, erklärte BDI-Hauptgeschäftsführer Ludolf v. Wartenberg:"Das ist nicht nur falscher Protektionismus, sondern die Verbraucherschutzministerin will offenbar mit ihrem Vorstoß den Verbrauchern vorschreiben, auf welche Produkte sie künftig zu verzichten haben.
Sollen wir Bürger in Zukunft unseren Kindern weniger Spielsachen schenken, weil das meiste Spielzeug aus China oder Taiwan kommt? Will Frau Künast wirklich, dass wir Deutschen auf
preiswerte Unterhaltungselektronik verzichten müssen? Auch bei der
Kleidung beziehen wir soviel aus dem Ausland, dass ihr Argument
fadenscheinig ist.
Die grüne Ministerin tritt eine unselige Diskussion los. Denn was
wäre die Konsequenz, wenn die Japaner und Amerikaner keine deutschen
Autos mehr kauften und wenn andere Länder keine deutschen Maschinen
mehr bestellten? Völlig unsinnig wird der Ruf nach dem nationalen
Einkaufen, wenn man mal auflistet, wieviel ausländische Vorprodukte
in so genannten "deutschen" Waren enthalten sind.
Die deutsche Industrie warnt davor, mit einer solchen
populistischen Effekthascherei unüberlegt die Voraussetzungen für
unsere Exporterfolge zu untergraben. Deutschland ist als Exportnation
auf offene Weltmärkte angewiesen. Mit Blick auf den europäischen
Binnenmarkt wirkt Frau Künasts Haltung antieuropäisch.
Die deutsche Industrie fordert die Ministerin auf, über die
Konsequenzen ihrer nationalistischen Argumente noch einmal
nachzudenken. Oder soll der Protektionismus jetzt Regierungspolitik
werden?
Quelle: Pressemitteilung BDI Bundesverband der Dt. Industrie
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Die WAZ schriebt heute zum Vorschlag der Ministern:
Künast will nur noch deutsche Produkte kaufen: Platte Polemik - Leitartikel von
Hendrik Groth
Auch ein noch so kurzer Wahlkampf schützt nicht vor
Torheit. Der Aufruf von Renate Künast, nur noch deutsche Produkte zu
kaufen, ist je nach Gusto des Betrachters naiv, dumm oder einfach nur
der platte Versuch, wieder in den Medien wahrgenommen zu werden. Das
letztere hat die grüne Bundesministerin nun geschafft. Künast
suggeriert, der deutsche Verbraucher könne durch bewusste prodeutsche
Kaufentscheidungen die Bundesrepublik aus der wirtschaftlichen
Malaise führen. Doch die Frage sei gestattet: Was ist denn ein
deutsches Produkt? Etwa der VW Käfer aus Mexiko oder der Fox aus
Brasilien? Verzichten wir demnächst auf Bananen, Kaffee und Tee aus
Afrika? Die Verbraucherministerin hat Recht, wenn es um regionale,
landwirtschaftliche Produkte geht. Tier-, Umwelt- und auch
Verbraucherschutz sind starke Argumente für deutsches Gemüse und
Fleisch. Dennoch liegt sie völlig falsch. Lassen wir den Hinweis
beiseite, dass die Exportnation Deutschland von freien Märkten lebt,
der Wohlstand durch internationalen Wettbewerb erarbeitet wurde und
wird. Packen wir die Grünen an ihrer programmatischen Seite. Wo ist
die Solidarität mit der Dritten Welt? Kein Handel mehr mit Asien,
weil dort billiger hergestellt wird? Erst aus Entwicklungsländern
importieren, wenn diese unsere Sozialstandards garantieren?
Wunschdenken ist kein Ersatz für Politik.
Quelle: Pressemitteilung WAZ